Wie die Liebe zu deinem verstorbenen Tier dich stärken kann

Stell dir vor, dein Gehirn arbeitet ständig im Hintergrund und ordnet Gefühle und Gedanken ganz automatisch zu. Meist passiert das, ohne dass du es merkst. Doch dieses „Unbemerkte“ hat einen sehr großen Einfluss auf dein Leben – und ganz konkret auch auf deine Trauer. Ein bekanntes Experiment einer Forschergruppe um den renommierten Sozialpsychologen Russell H.Fazio […]
Auf dem Bild sieht man eine schwarze Katze mit eindrücklichem Blick als Sinnbild dafür, wie die Liebe zu deinem verstorbenen Tier dich stärken kann

Stell dir vor, dein Gehirn arbeitet ständig im Hintergrund und ordnet Gefühle und Gedanken ganz automatisch zu. Meist passiert das, ohne dass du es merkst. Doch dieses „Unbemerkte“ hat einen sehr großen Einfluss auf dein Leben – und ganz konkret auch auf deine Trauer.

Ein bekanntes Experiment einer Forschergruppe um den renommierten Sozialpsychologen Russell H.Fazio hat untersucht, wie unsere Stimmung und Gefühle durch ganz kleine Reize beeinflusst werden können. 

In ihrem Experiment zeigten sie Versuchspersonen kurz Bilder von Menschen, die entweder positive oder negative Assoziationen weckten. Zum Beispiel Fotos, die Sympathie oder auch Vorurteile auslösen können. Direkt danach mussten die Teilnehmer Wörter bewerten, die ebenfalls positiv oder negativ waren. Interessanterweise reagierten die Menschen viel schneller, wenn Bild und Wort dieselbe Stimmung vermittelten. Das heißt: Wenn ein positives Bild kam, wurden positive Wörter schneller erkannt, und umgekehrt.

 

Das Spannende daran? Diese kleinen, oft unbewussten Eindrücke bestimmen unser Leben.

 

Wer zum Beispiel mehr positive Eindrücke bekommt, verhält sich häufiger freundlich und offen. Das erklärt auch, wie das bewusste oder unbewusste Erleben von Emotionen – etwa durch das Schreiben über traurige oder schöne Erlebnisse – unsere Stimmung beeinflussen kann.

 

Und was hat das bitte mit meiner Trauer zu tun? 

Wenn du dich das gerade gefragt hast, kommt hier die Erklärung.

Trauer ist eine überwältigende Erfahrung und oft gerade morgens besonders schmerzhaft. Du kennst das vielleicht, dass du aufwachst und sich gleich eine tiefe Traurigkeit breitmacht, weil es wieder ein Tag ohne deinen Liebling ist. Wenn dann noch die Nachrichten aus dem Radio oder Zeitung düster und negativ sind, kann sich dieser Schmerz noch verstärken. Doch genau hier eröffnet sich eine kleine und dabei so machtvolle Möglichkeit zur Entscheidung: Mit nur wenigen Minuten bewusstem und regelmäßigem Schreiben am Morgen kannst du mitbestimmen, welche „innere Musik“ deinen Tag begleitet. 

Das Prinzip dahinter nennt sich affektives Priming: Indem du deine Gedanken auf liebevolle Erinnerungen und positive Gefühle zu deinem verstorbenen Tier richtest, aktivierst du bewusst eine nährende Stimmung, in der die Verbundenheit den Ton angibt. Diese innere Haltung wirkt wie ein Leuchtturm inmitten des Trauerschmerzes, an dem du dich tagsüber immer wieder orientieren kannst.

 

Schreiben schafft Verbundenheit und stärkt dich

Ich habe schon seit einigen Jahren immer in der Früh geschrieben: ein paar Minuten, bevor der Tag so richtig beginnt, um meine Gedanken bewusst in jene Richtung zu lenken, wie ich starten möchte. Es ist meine Art, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen, bevor die Welt mir vorgibt, was wichtig ist. Kein fremdes Tempo, keine Schlagzeilen, keine To-do-Listen – nur ein paar Zeilen, um meinen Weg in den Tag zu finden.

Nach Muckis Tod wurde dieses kleine Ritual zu etwas anderem. Ich schrieb weiter, aber nun an ihn. Jeden Morgen – manchmal länger, manchmal nur zwei, drei Zeilen. An einem Tag erzählte ich ihm, was ich geträumt hatte, an einem anderen schrieb ich beginnende mit den Worten „Weißt du noch …“ eine schöne Erinnerungen auf. Und an wieder einem anderem führte ich schreibend einen Dialog mit ihm. Fast jeden Tag schloss ich mein Schreiben mit den Worten „Ich weiß, dass du immer bei mir bist.“

Mit diesen paar Minuten am Morgen gab ich Mucki, mir und unserer Verbindung Raum. Sie wurden – gerader zu Beginn der Trauer – zu einem wichtigen Anker für mich.

Mittlweile sieht mein morgendliches Schreiben wieder anders aus und doch gibt es Tage, an denen auch Mucki darin vorkommt. So bestimme ich, womit mein Tag beginnt und nicht der Lärm der Welt, nicht der Verlust und nicht das, was andere von mir wollen.

 

Schenke deiner Seele und deinem Nervensystem Wärme 

Wenn du dich gleich in der Früh in Liebe mit deinem Tier verbindest kann das auch dein Nervensystem beruhigen. Gerade in der Trauer, wenn alles ohnehin zu schnell, zu viel und zu laut ist, kann dieser bewusste Moment helfen, den inneren Alarm leiser zu stellen.

So entsteht eine kleine Oase der Ruhe, Liebe und Verbundenheit noch bevor der Tag so richtig begonnen hat. Und glaube mir, diese kleine Routine macht mit der Zeit einen großen Unterschied darin wie du dich fühlst.

 

Gewinne ein Stück Kontrolle zurück

Trauer nimmt uns oft das Gefühl, Einfluss zu haben. Das Schreiben am Morgen schenkt ein Stück davon zurück, denn du entscheidest, worauf du deinen Fokus richtest. Auch hier reichen schon diese paar Minuten, um zu spüren: Ich kann meinen Tag und damit mein Leben gestalten. Ich bin nicht ausgeliefert. Und mit jedem Wort, das du schreibst, wächst das Vertrauen, dass du Schritt für Schritt wieder Halt findest.

 

Schaffe eine liebevolle Verbundenheit

Es liegt auf der Hand, dass dieses Schreiben den Verlust nicht ungeschehen machen oder deinen Schmerz so einfach wegschnippen kann. Aber ein kleines bisschen ist Schreiben wirklich wir zaubern können. Denn wenn du an oder liebevoll über deinen Liebling schreibst, entsteht Nähe. Und das allein verändert etwas im Gehirn, denn es aktiviert die gleichen Regionen, die auch bei tatsächlicher Zuwendung aktiv sind. Vereinfacht gesagt: Unser Gehirn kann nicht zwischen im Momente erlebter und erinnerter Liebe unterscheiden. Es ist, als würdest du deinen Tag gemeinsam beginnen.

 

Darum schreibe ich immer noch regelmäßig meine Erinnerungen an Mucki auf – auch fast drei Jahre nach seinem Tod. Es gibt so viele davon. Mittlerweile füllen sie mehrere Journale. Für deine Erinnerungen an deinen Liebling habe ich das Erinnerungsbuch „Weil du in meinem Herzen weiterlebst“ gestaltet. Es lädt dich ein, Erinnerungen, Gedanken, Bildern, Schnurrhaaren und Pfotenabdrücken einen Ort zu geben. So entsteht mit der Zeit dein ganz persönliches Schatzkästchen.

 

Schreibimpuls: Ein paar Zeilen für den Morgen

Wenn du magst, probier es morgen aus. Mach dir deinen Kaffee oder Tee, setz dich für fünf Minuten hin und schreibe. Da es anfangs noch etwas ungewohnt ist, habe ich hier für dich ein paar Satzanfänge, die dir als Inspiration dienen können. Du kannst aber natürlich auch ganz anders starten!

An deinen Liebling gerichtet: 

Heute schenke ich dir …

Weißt du noch als … 

Ich liebe dich für immer, denn …

Ich weiß, dass du bei mir bist, denn …

 

An dich selbst gerichtet: 

Heute gönne ich mir …

Heute freue ich mich auf …

Ich liebe es, zu …

 

Ein paar Minuten genügen. Jeden Tag.

So wird aus einer kleinen Gewohnheit etwas, das dein Leben leichter und die Verbundenheit zu deinem Liebling inniger macht.

Alles Liebe 🫶

Claudia 

PS.: Mehr über die heilsame Kraft des Schreibens findest du HIER. 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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