Wenn das geliebte Tier stirbt: Warum Erinnerungen heilsam sind

Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bleibt oft eine Mischung aus Leere und Schmerz. Es fehlen die kleinen Rituale, die Geräusche im Raum, das vertraute Gewicht am Fußende des Betts. Was bleibt, sind die Erinnerungen und sie sind das Wertvollste, das wir nach dem Abschied haben – und sie sind so unglaublich heilsam. Doch gerade zu […]
Auf dem Bild sieht man eine getigerte Katze, die in die Kamera blickt, denn eines ist klar: Wenn das geliebte Tier stirbt, sind Erinnerungen heilsam

Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bleibt oft eine Mischung aus Leere und Schmerz. Es fehlen die kleinen Rituale, die Geräusche im Raum, das vertraute Gewicht am Fußende des Betts. Was bleibt, sind die Erinnerungen und sie sind das Wertvollste, das wir nach dem Abschied haben – und sie sind so unglaublich heilsam. Doch gerade zu Beginn der Trauer sind Erinnerungen an das geliebte Tier oft auch schmerzhaft, weil sie uns auf das hinweisen, was nicht mehr da ist. Und sie sind in der ersten Zeit oft wie verschwommen und fühlen sich unendlich weit weg an. Immer wieder schreiben mir Trauernde, dass sie sich schuldig fühlen, weil sie sich an so viel nicht wirklich erinnern können oder dass sie Angst haben, etwas zu vergessen. 

Ich kann das gut verstehen, denn ich erinnere mich noch gut an die Zeit ein paar Wochen nach Muckis Tod, in der ich mich plötzlich nicht einmal mehr an die Farbe seiner Augen erinnern konnte, in die ich über 16 Jahre lang Tag für Tag geblickt hatte. Das hat mich damals zutiefst erschreckt. Ich weiß noch genau, wie groß meine Angst war, Mucki noch ein zweites Mal zu verlieren, nicht nur in der realen Welt, sondern auch in all dem, was uns verbunden hat. Heute weiß ich: Für diese Phase ist das ganz normal. 

 

Der Schutt über den wunderschönen Erinnerungen

Wenn Schmerz, Traurigkeit und Vermissen so übermächtig sind, legen sie sich wie Trümmer nach einem Erdbeben über das, was eigentlich trösten könnte. Das ist völlig normal und hat nichts mit fehlender Liebe zu tun, sondern mit der Wucht des Schmerzes, die der Tod unseres geliebten Tieres auslöst. Und genau deshalb ist es so wichtig, sich all den Gefühlen, die sich über die Erinnerungen gelegt haben – allem voran Schmerz, Schuld, Wut oder Ratlosigkeit, wie es nun weitergehen soll – liebevoll zuzuwenden. 

 

Denn erst, wenn diese Gefühle gesehen und verarbeitet werden, können sich auch die schönen, warmen Bilder wieder zeigen.

 

Heute, mehr als zwei Jahre nach Muckis Tod, spüre ich jeden Tag eine tiefe, liebevolle Herzensverbindung zu ihm. Ich habe mich all den schweren Gefühlen gestellt und sie losgelassen. Geblieben sind all die wunderschönen Erinnerungen, die mein Herz wärmen. Sie lassen mich Mucki nahe fühlen. Wenn ich an ihn denke, fühlt es sich an, als wäre er da.

 

In meinem Online-Trauerprogramm Pfotentrauerreise 🐾 begleite ich Menschen genau dabei. Acht Wochen lang darf alles da sein: der Schmerz, die Fragen, die Schuldgefühle und die Erinnerungen. Gemeinsam schaffen wir einen neuen innerer Raum, in dem die wärmende und sich leicht anfühlende Verbindung zu deinem geliebten Tier wieder spürbar wird.

HIER findest du alle Informationen dazu.  

 

Warum Erinnerungen eine heilsame Kraft haben

Wenn das geliebte Tier stirbt, sind Erinnerungen sind mehr als nur ein Blick zurück zu dem, was war. Sie sind ein Weg zurück zu einer tiefen, Frieden schenkenden Verbundenheit. Sie lassen dich spüren, dass dein Tier nicht einfach „weg“ ist, sondern dass es unauslöschliche Spuren hinterlassen hat: in dir, in deinem Leben, in deinem Herzen.

Zum Glück ist man in der Trauerforschung mittlerweile draufgekommen, dass der gesunde Umgang mit Verlust nicht darin besteht, „loszulassen“, sondern die Verbindung zu transformieren. Erinnerungsarbeit spielt dabei eine zentrale Rolle.

 

Indem du dich erinnerst, holst du ein Stück Vertrautheit zurück. Du entlastest dich von der Angst, etwas zu verlieren, was tief in deinem Herzen lebt.

 

Die Positive Psychologie, die ein wichtiger Pfeiler meiner Arbeit mit Trauernden ist, zeigt, dass Menschen, die ihre Aufmerksamkeit bewusst auf Sinn, Dankbarkeit und eine neue Gestaltung der Beziehung lenken, besonders gut ihre inneren Kraftquellen aktivieren können. Und genau hier setzt auch das Erinnern mit Blick auf das, was für immer bleibt, an. Das hat nichts mit toxischer Positivität oder Schönfärberei zu tun. Es ist ein bewusster Umgang damit, dass ich immer wählen kann, wie ich auf Dinge und Erlebnisse blicke. Ich habe mich damals für den Blick der Liebe entschieden und darf seit dem erleben, wie es mein Leben jeden Tag aufs Neue leichter, liebevoller und mit Mucki verbundener macht. 

Doch was bedeutet  „liebevolles Erinnern“ nun genau? Und warum ist es so wichtig, was wir denken?

 

Wie dein Gehirn Erinnerungen speichert und wie du sie voller Liebe zu deinem geliebten Tier lebendig halten kannst

Erinnerungen entstehen in einem Teil des Gehirns, der Hippocampus heißt. Dieser Bereich funktioniert wie ein inneres Archiv. Es ist allerdings nicht geordnet nach Datum oder Thema, sondern nach Bedeutung. Das heißt, dass emotionale Erlebnisse besonders stark abgespeichert werden.

 

Konkret: Was du immer wieder fühlst, wird tiefer verankert. Das nennt sich Neuroplastizität. Dein Gehirn verändert sich durch Erfahrung und auch durch Erinnerung.

 

Wenn du dich immer wieder an den letzten Tag erinnerst, an den Schmerz, an das Vermissen, dann werden genau diese neuronalen Bahnen gestärkt. Wenn du aber beginnst, gezielt schöne, berührende und liebevolle Momente hervorzuholen, dann gibst du deinem Gehirn eine neue Spur. Im großen Schmerz ist das gar nicht so einfach. Es ist ein bisschen so, als würdest du dir mit einer Machete einen Weg durch den Dschungel schlagen müssen. Doch je öfter du diese schönen Erinnungen in dir hervorrufst, dabei zu lächeln versuchst und daran denkst, dass dir diese gemeinsamen Momente niemand mehr nehmen kann – auch der Tod nicht – desto breiter wird dieser heilsame „Erinnerungsweg“. Der Weg, der Schmerz bedeutet darf mit der Zeit dabei immer mehr zuwachsen und verwildern bis er kaum mehr zu erkennen ist. 

WICHTIG: Es geht dabei nicht darum, den Schmerz zu verdrängen. Vielmehr geht es darum, ihm etwas Heilsames zur Seite zu stellen und deinen Gedanken einen zweiten, liebevollen, schönen Weg anzubieten. 

 

Wie Schreiben dir hilft, Erinnerungen an dein geliebtes Tier zu bewahren

Schreiben ist eine der wirkungsvollsten Methoden, um Erinnerungen lebendig zu halten. Indem du Worte findest, beginnst du, das Unsichtbare greifbar zu machen, ihm (wieder) eine Gestalt zu geben. 

Viele Menschen fürchten, wichtige Details zu vergessen, so ging es auch mir damals. Wie hörte sich Muckis Miauen nochmal genau an?  Welche klitzekleinen Eigenheiten waren es, die ihn zu dem Kater gemacht haben, der er war? Welchen Blick setzte er auf, wenn Hunger hatte oder gestreichelt werden wollte? Wie roch sein Fell, wenn er im Sommer in der Sonne lag? Schreiben kann all das bewahren. 

Schreiben macht sichtbar und hält lebendig, was sonst zwischen den Millionen Dingen des Alltags verblasst.

 

Und nicht nur das: Schreiben bringt Struktur in deine Gedanken. Es erlaubt dir, die Fülle an Gefühlen zu sortieren und schenkt dir einen Raum, in dem du dich deiner Erinnerung liebevoll zuwenden kannst. In der Neurowissenschaft weiß man: Alles, was mit Emotion, Sinn und Aufmerksamkeit verbunden ist, speichert sich besser. Schreiben verbindet all das. Es ist einfach, kostet nichts und ist dabei so unglaublich wirksam. 

 

Schreibimpuls: „Heute denke ich an dich, wie du …“

⏰ Schau, dass du 15 Minuten ungestört bist

🛋️ Mach es dir gemütlich 

😮‍💨Atme drei Mal tief ein und aus, um im Moment anzukommen

📝 Greif dann zu Stift und Paper, schreibe diesen einen Satz auf und vollende ihn, so oft du möchtest. Lass es einfach fließen, denke nicht zu angestrengt nach. Je mehr du ins Fühlen kommst und je schneller du schreibst, desto mehr kommst du in einen „Trance“-ähnlichen Zustand und findest zu tiefer gelegenen Erinnerungen. 

Also, los geht´s: Heute denke ich an dich, wie du 

Du wirst merken: Je öfter du schreibst, desto mehr zeigt sich an Nähe, Verbundheit und Erinnerung.

Und weil das Thema Erinnerungen so vielen Menschen so wichtig ist, habe ich genau zu diesem Kapitel in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ besonders schöne Rückmeldungen bekommen. Viele Leser:innen schreiben mir, wie berührend es für sie war, endlich zu merken: Ich verliere nichts. Ich lerne nach all dem Schmerz wieder, die Liebe und die Verbundenheit in all den Erinnerungen zu sehen.

Alles Liebe 🫶

Claudia 

 

 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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