Weihnachten war immer eine besondere Zeit für mich – und für meinen geliebten Kater Mucki. Während ich die Lichter und die heimelige und zugleich festliche Atmosphäre genossen habe, war er ganz vernarrt in unseren Weihnachtsbaum. Sobald der Baum aufgestellt war, hat er quasi darunter gewohnt, wie in seinem eigenen kleinen Weihnachtsversteck. Draußen rumzustreunen, etwas, das er sonst so sehr liebte, war ihm in dieser Zeit ziemlich egal. Es war unsere gemeinsame Zeit des Einigelns und der Ruhe. Die Welt draußen musste warten. Heuer ist es bereits mein zweites Weihnachten ohne Mucki, aber eigentlich das erste, das sich wie richtiges Weihnachten anfühlen könnte. Letztes Jahr war ich an Corona erkrankt und bekam wenig davon mit. Deshalb habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich diese festliche Zeit ohne ihn gestalten kann – und wie ich dir mit diesem Blogartikel dabei helfen kann, die für dich richtige Art zu finden, Weihnachten in der Trauer um dein geliebtes Tier zu verbringen.
Das erste Weihnachten ohne deinen Liebling
Das erste Weihnachtsfest ohne dein Seelentier fühlt sich oft wie ein emotionaler Ausnahmezustand an. Du spürst in jedem Moment, wie sehr dir dein Liebling fehlt. Das beginnt schon in der Vorweihnachtszeit und du magst gar nicht erst an den Heiligen Abend denken. Die Vorstellung des leeren Platzes unter dem Baum, der vielleicht auch sein Lieblingsplatz war, erinnert schmerzlich daran, dass etwas Wesentliches fehlt. Auch die kleinen Dinge fallen dir jeden Tag auf: das neugierige Herumgewusel, wenn du die Weihnachtsdeko auspackst, das leise Tapsen von Pfoten, das Backen von Hundekeksen oder die tatkräftige Unterstützung, wenn du Geschenke einpackst.
Vielleicht fällt dir erst jetzt auf, wie sehr dein Tier ein Teil deiner Weihnachtsrituale war: die Bescherung, bei der dein Liebling neugierig am Geschenkpapier geschnuppert oder dir beim Auspacken „geholfen“ hat. Das plötzliche Klirren von Weihnachtskugeln – oder vielleicht hast du genaue deswegen die unteren Äste immer ungeschmückt gelassen. Aber auch die ruhigen Abende, an denen er einfach bei dir lag und du dich so geborgen gefühlt hast.
Dieses erste Weihnachten ohne dein geliebtes Tier ist oft geprägt von der schmerzlichen Erkenntnis, dass nichts mehr so ist wie vorher. Es fehlt nicht nur ein geliebtes Wesen, sondern auch all die kleinen, liebevollen Routinen, die euch über Jahre hinweg verbunden haben.
Der Verlust wird besonders spürbar, weil die Weihnachtszeit eine Zeit der Rituale, der Traditionen und des Zusammenseins ist – und all das ist ohne deinen Liebling plötzlich unvollständig.
Warum das zweite Weihnachten in der Trauer um dein Tier oft noch schmerzhafter ist
Doch auch das zweite Weihnachtsfest kann schwerer sein, als man es erwartet. Besonders, wenn dein Tier kurz vor dem ersten Weihnachtsfest gestorben ist, blieb oft zu wenig Zeit, um die Realität wirklich zu begreifen. Während das erste Fest oft von einem Gefühl der Betäubung oder des Verdrängens geprägt ist, spüren viele im zweiten Jahr den Verlust viel intensiver. Man versucht, alte Rituale aufzugreifen, merkt aber plötzlich, dass sie sich anders anfühlen und schmerzhafte Erinnerungen wachrufen. Die Erkenntnis, dass das geliebte Tier nicht zurückkommt, wird so erneut schmerzlich bewusst.
Die Unsicherheit, wie man Weihnachten “richtig” trauert
Nicht nur die Trauer selbst macht diese Zeit so schwer, sondern auch die vielen Fragen und Unsicherheiten, die damit einhergehen. Solltest du Weihnachten überhaupt feiern? Ist es okay, die Wohnung zu dekorieren, oder fühlt sich das wie Verrat an deinem Tier an? Wie wirst du dich fühlen, wenn der Tag tatsächlich da ist? Diese ständigen Gedanken und Zweifel verstärken die Belastung.
Die Wahrheit ist: Es gibt nicht den einen „richtigen“ Weg, mit Trauer umzugehen – und schon gar nicht zu Weihnachten.
Hör auf dich selbst
Das Wichtigste, was du in dieser emotional so aufgeladenen Zeit tun kannst, ist, auf dich selbst zu hören. Ignoriere, was zu tun wäre, weil „man es eben tut“ und gib dir die Erlaubnis, die Dinge so zu machen, wie es für dich passt. Du musst nicht funktionieren oder die Erwartungen anderer erfüllen. Trauer bedeutet, dir selbst und deinen Gefühlen Raum zu geben. Wenn du Lust auf eine große Familienfeier hast, mach es! Wenn nicht, sage das deiner Familie – es ist völlig in Ordnung. Denn wenn dir heuer nach einem ruhigen Abend der Erinnerung an deinen Liebling ist, dann ist das genau das Richtige.
Deinem geliebten Tier bewusst einen Platz geben
Manchen Menschen hilft es, ihre Trauer in die Festlichkeiten zu integrieren und dem Gedenken einen beonderen Raum. Ich bin zum Beispiel so ein Mensch. Ich versuche, das Verbindene zu finden, das „sowohl-als-auch“. Das bedeutet, ich zelebriere die Weihnachtszeit, schmücke mein Zuhause, kaufe wieder einen (viel zu großen) Christbaum, und verteile im ganzen Haus Lichterketten. UND ich überlege mir, was ich tun kann, um Mucki eine besondere Rolle zukommen zu lassen.
Vielleicht inspirieren dich diese Vorschläge:
Erinnerungsplatz unter dem Weihnachtsbaum
Richte einen kleinen Platz für dein Tier unter dem Weihnachtsbaum ein und gestalte ihn mit Dingen, die dich an deinen Liebling erinnern. Dieser Platz wird so zu einem Ort der Verbundenheit während der Festtage.
Ornament mit Bedeutung
Lass ein besonderes Weihnachtsornament für dein geliebtes Tier anfertigen – ein Herz oder einen Stern mit seinem Namen oder eine kleine Figur, die deinen Liebling repräsentiert. Ich habe mir einen kleine, orange, dicke Katze als Christbaumschmuck gekauft. (Das „dick“ würde Mucki entrüstet zurückweisen.) Dieses Ornament bekommt jedes Jahr einen besonderen Platz im Baum und lässt mich jetzt schon lächeln.
Ein Ritual der Dankbarkeit
Schreibe ab heute jeden Tag kleinen Moment mit deinem Liebling oder eine Eigenschaft von ihm auf, für die du dankbar bist, auf einen kleinen Zettel. Sammle sie und nimm dir an den Weihnachtstagen bewusst einen Moment Zeit, um sie dir durchzulesen.
Selbstfürsorge: Der wichtigste Weihnachtswunsch
Die Adventzeit ist ohnehin stressig – Geschenke, Termine, Christkindlmärkte und Weihnachtsfeiern. Für Trauernde kann dieser Druck schnell zu groß werden. Daher ist es umso wichtiger, einen Gang zurückzuschalten. Selbstfürsorge bedeutet, dir bewusst Zeit für dich und deine Trauer zu nehmen. Es darf eine stille, langsame Zeit sein.
Doch oft wissen Menschen in der Trauer gar nicht, was sie wirklich brauchen. Mit diesem einfachen Schreibimpuls möchte ich dich einladen, dir ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um deinen Liebling zu befragen – denn er wusste so oft, was du gerade brauchst.
Schreibimpuls: Was brauche ich wirklich?
🕰️ Schau, dass du 15 Minuten ungestört bist
🛋️ Mache es dir gemütlich
📝 Lege dir Stift und Papier bereit
Schließe nun die Augen und stell dir vor, du betrittst einen Raum, der ganz auf dich abgestimmt ist. Die Farben, die Düfte, die Musik – alles entspricht deinen Bedürfnissen und Gefühlen.
In der Mitte des Raumes steht ein kleiner Tisch. Darauf liegt eine Nachricht von deinem Liebling.
Wenn du bereit bist, öffne die Augen und beginne zu schreiben. Was steht auf dieser Nachricht? Was wünscht sich dein Liebling für dich und was könnte euch an Weihnachten auf besondere Weise verbinden?
Wenn du magst, teile ein paar Gedanken dazu in der Facebookgruppe Pfotentrauer 🐾
Ein letzter Gedanke
Trauer ist Liebe. Das ist die zentrale Botschaft meines Buches „Weil jede Trauer Liebe ist“. Es erinnert uns daran, dass die Verbindung zu deinem geliebten Tier auch nach dessen Tod bestehen bleibt. Weihnachten kann eine Zeit sein, diese Liebe bewusst zu spüren und ihr Raum zu geben – auf die Weise, die für dich richtig ist.
Hier kannst du einen Blick ins Buch werfen.
Alles Liebe 🫶
Claudia
PS.: Ich habe im letzten Jahr eine tröstende Weihnachtsgeschichte geschrieben, vielleicht magst du sie ja lesen.
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