Was tun, wenn Schuldgefühle die liebevolle Erinnerung an dein Tier überlagern?

Ich erinnere mich noch genau an diese Wochen nach Muckis Tod und wie ich mich Tag und Nacht mit so vielen Gedanken gequält habe. War es wirklich der richtige Zeitpunkt? Wollte er überhaupt schon gehen? Kaum hatte ich mich in einem Moment mühsam beruhigt, kippte ich innerlich wieder um und plötzlich war ich überzeugt, ich […]
Auf dem Bild sieht man enen kleinen Hund, der fragend in die Kamera blickt als Symbol dafür, Was tun, wenn Schuldgefühle die liebevolle Erinnerung an dein Tier überlagern?

Ich erinnere mich noch genau an diese Wochen nach Muckis Tod und wie ich mich Tag und Nacht mit so vielen Gedanken gequält habe. War es wirklich der richtige Zeitpunkt? Wollte er überhaupt schon gehen? Kaum hatte ich mich in einem Moment mühsam beruhigt, kippte ich innerlich wieder um und plötzlich war ich überzeugt, ich hätte ihn viel zu lange leiden lassen. So viele Schuldgefühle, so viel Scham. Ich schämte mich, weil ich es nicht geschafft hatte, ihn zu retten, weil ich so „unfähig“ war, weil ich diese Entscheidung getroffen habe, die ich nie treffen wollte. Ich habe damals alles aufgeschrieben, was in meinem Kopf war und bin heute mehr denn je davon überzeugt, dass es meine Rettung war. Eines Tages saß ich vor meinem Trauertagebuch und merkte plötzlich, dass ich mich nicht einmal mehr an die Augenfarbe von Mucki erinnern konnte. Nach sechzehn Jahren, in denen ich jeden Tag in diese Augen geblickt habe, in denen so viel Liebe für mich war. Das hat mich zutiefst erschrocken. Ich dachte, ich verliere ihn gerade noch einmal weil die Erinnerungen verblassen. Vielleicht kennst du solche Momente auch. Jene Momente, in denen du glaubst, dass deine Schuldgefühle stärker sind als deine Erinnerung und du dein Tier ein zweites Mal verlierst.

 

Wenn Schuldgefühle und Scham die Heilung deines gebrochenen Herzens bremsen

Es gibt Gefühle, die Knoten in unsere Seelen machen, die mit der Zeit so fest werden können, dass wir keine Möglichkeit mehr sehen, sie jemals wieder aufzubekommen. Schuld und Scham gehören zu dieser Art von Gefühlen. Manchmal schleichen sie sich unbewusst in die Trauer, manchmal kommen sie mit voller Wucht.
„Warum habe ich nicht früher erkannt, wie ernst es war?“ „Wäre ich doch nur anders mit der und der Situation umgegangen.“ „Ich hätte meinen Liebling retten können wenn …“
Solche Gedanken sind oft wie ein Kettenkarussell ohne Stopp-Taste. Sie halten uns fest und  lassen uns kreisen, wieder und wieder, ohne dass wir irgendwo ankommen – außer in Verzweiflung, Selbsthass und Depression. Weil das so viele Menschen betrifft, widme ich mich in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ auch ausführlich dem Thema Schuldgefühle.

 

Schuldgefühle und Scham geben uns das Gefühl, es gäbe noch etwas zu regeln, zu richten, zu kontrollieren. Doch in Wahrheit binden sie uns an den Schmerz. Sie halten den Blick starr auf das, was wir nicht mehr ändern können.

 

Und während wir so feststecken, bleibt auch unser Inneres wie eingefroren: das Herz, der Körper und das Gehirn.

 

Was in unserem Gehirn passiert, wenn wir feststecken

Wenn wir ständig auf das „unlösbare Problem“ starren, werden andere Bereiche unseres Gehirns, die wir für Trost, Kreativität und neue Wege bräuchten, kaum noch aktiv. Das Gehirn bleibt im Überlebensmodus, und wir reagieren mit „fight“, flight“ oder „freeze“. Das heißt, wir kämpfen entweder gegen etwas, gegen das wir nur verlieren können, denn wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Oder wir flüchten – zum Beispiel in Arbeit, Essen, Alkohol, Ablenkungen oder übermäßigen Sport. Oder wir frieren ein, wir erstarren körperlich wie seelisch und rutschen schlimmstenfalls in eine tiefe Depression. 

Doch genau diese anderen Bereiche, zu denen wir in dieser Zeit keinen Zugang haben, brauchen wir in der Trauer. Sie sind es, die dir helfen, Frieden zu finden, dein gebrochenes Herz zu heilen und dir mit deinem Seelentier im Herzen ein neues Leben zu gestalten. 

 

Wie dein Gehirn wieder neue Wege gehen kann

Zum Glück ist unser Gehirn nicht starr. Es verändert sich ständig. Diese Fähigkeit nennt man Neuroplastizität. Sie bedeutet: Neue Erfahrungen, neue Gedanken, neue Gefühle können neue Wege in unserem Gehirn entstehen lassen.

Aber das geht nicht im Stress, nicht in Schuldgefühlen und nicht in Scham. Diese Gefühle wirken wie eine Bremse. 

Was hingegen hilft, sind Gefühle und Gedanken, die Weichheit, Verbindung und Liebe bringen. Unser Gehirn reagiert stark auf genau diese Empfindungen. Sie öffnen den Raum für Veränderung. Und der vielleicht sanfteste Weg dorthin sind unsere schönen Erinnerungen.

 

Liebevolle Erinnerungen als Schlüssel zur Heilung

Schöne Erinnerungen sind mehr als Gedanken an das, was war, an die Vergangenheit. Sie sind eine eigene, wunderbare Welt, die wie ständig mit uns tragen.  

 

Wenn wir uns an schöne, liebevolle Momente mit unserem Tier erinnern, passiert etwas ganz Besonderes: wir beginnen, diese Gefühle wieder zu spüren.

 

Viele sagen an diesem Punkt: „Ich kann mich aber nicht erinnern, ohne dass es weh tut.“ Das ist verständlich. Gerade in der ersten Zeit überlagert der Schmerz alles. Er schiebt sich vor die schönen Bilder wie eine mächtige Wolkenwand vor die Sonne. Doch es ist nicht die Erinnerung selbst, die schmerzt. Es ist der Kontrast, das Bewusstsein, dass dieser Moment nicht mehr zurückkommt.

Die Erinnerung an sich bleibt dennoch kostbar. Sie braucht nur manchmal etwas Geduld, bis sie sich wieder zeigen darf, ohne weh zu tun. Hinter dem Schmerz liegt die Liebe und je öfter wir diesen Weg gehen, desto klarer wird er. 

 

Erinnerungen verlieren ihren Schmerz nicht, weil wir sie vergessen oder ihnen ausweichen sondern weil wir lernen, sie wieder zu umarmen.

 

Ein Moment, in dem du dich an das weiche Fell erinnerst, an den Klang eines vertrauten Atmens, an ein freudiges Schwanzwedeln oder ein zufriedenes Schnurren – das alles bringt dein Herz in Bewegung. Dein Gehirn sendet neue Signale. Es lernt, dass da nicht nur Schmerz ist, sondern auch ganz viel Liebe.

Diese Momente zeigen deinem Inneren: Da ist mehr als der Verlust. Da ist Geborgenheit, Freude, Wärme und eine tiefe, liebevolle Verbundenheit. Und genau das bringt dein Gehirn nach und nach wieder in eine Haltung, in der der Schmerz leichter werden kann. Wichtig ist, dass du dir selbst die Erlaubnis gibst, wieder glücklich zu werden.

 

„Wir sind, was wir denken. Unsere Gedanken formen unser Sein und unsere Welt.“

Dhammapada

 

Es geht dabei nicht darum, den Schmerz zu überdecken sondern darum, Raum zu schaffen für das, was AUCH da ist: Liebe, Dankbarkeit und Nähe.

Je öfter du dich bewusst diesen Erinnerungen zuwendest, desto mehr stärkst du diese neuronalen Verbindungen. Und damit legst du in deinem Gehirn einen neuen Gedanken-Weg  an. Dein Gehirn wird darin geübt, nicht nur an Schuld oder Scham zu denken sondern immer mehr an Liebe, Verbundenheit und Dankbarkeit für all das Schöne.

Ja, das braucht Zeit und Geduld. Aber es beginnt immer mit einem ersten Schritt.

 

Schreibimpuls: Ein neuer Weg für all unsere Liebe

Wenn du magst, kannst du heute diesen Schritt gehen.

⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit

🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist

😮‍💨 Atme drei Mal tief ein und aus 

✍️ Schreibe dann eine besonders schöne Erinnerung auf, die dich und dein geliebtes Tier verbindet. Eine, die sich leicht anfühlt und die dich lächeln lässt. Das kann eine lustige Eigenart sein, ein vertrauter Moment, ein Blick, ein Geräusch.
Beschreibe diesen Moment so genau, dass du ihn wieder vor dir siehst.

Und während du schreibst, spüre, was sich in dir verändert. Vielleicht wird dein Atem ruhiger. Vielleicht merkst du, wie dein Herz ein wenig weicher wird oder wie deine Schultern sinken. Wahrscheinlich wirst du lächeln. 

Nimm alles bewusst wahr und genieße das Gefühl von Nähe in diesem Moment, denn er ist das einzige, das gerade zählt. 

 

Ein Erinnerungbuch, das von all eurer Liebe erzählt  

Vielleicht wünschst du dir gerade ein wenig mehr Unterstützung dabei, deine Erinnerungen zu bewahren. Nicht nur die großen Momente, sondern auch die winzigen Augenblicke, die sich nicht sofort zeigen oder häufig übersehen werden.

 

Genau dafür entsteht gerade ein ganz besonderes Buch: ein Erinnerungsbuch, das von dir und deinem geliebten Tier erzählt.

 

Es wird dich sanft an die Hand nehmen, wenn du die zarten Fäden deiner Erinnerungen wieder aufnehmen möchtest und begleitet dich mit liebevollen Impulsen.

Zu all den Momente, die besonders sind.
Zu all den Geschichten, die nur ihr zwei kennt.
Und zu all der Liebe und Verbundenheit, die immer da sein werden. 

Dieses Buch für dich und dein Seelentier erscheint im September 2025 und vielleicht wird es für dich zu einem kleinen Schatz, der dich dabei unterstützt, all die Erinnerungen festzuhalten, die so unglaublich kostbarsten sind.

 

Alles Liebe 🫶

Claudia 

 

PS.: Wenn auch du unter Schuldgefühlen leidest, findest du hier einen Beitrag, in dem ich davon erzähle,wie es mir gelungen ist, sie aufzulösen.

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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