Was Loslassen bedeutet, wenn dein Tier stirbt – und was nicht

Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bricht nicht nur das Herz. Es zerbricht auch der Alltag, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben. Beim Nachhausekommen wartet niemand mehr an der Tür. Die Leine an der Garderobe ist nur mehr Dekoration und der Platz am Sofa bleibt schmerzhaft leer.  Und irgendwann sagt jemand: „Du musst (endlich) loslassen.“ Aber was bedeutet Loslassen nach dem Verlust von deinem geliebten Tier wirklich und vor allem: was nicht?
Auf dem Bild sieht man einen Hund, der sein Gesicht in den Fahrtwind hält als Symbol für das Thema „ Was Loslassen bedeutet, wenn dein Tier stirbt – und was nicht“

Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bricht nicht nur das Herz. Es zerbricht auch der Alltag, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben. Beim Nachhausekommen wartet niemand mehr an der Tür. Die Leine an der Garderobe ist nur mehr Dekoration und der Platz am Sofa bleibt schmerzhaft leer.  Und irgendwann sagt jemand: „Du musst (endlich) loslassen.“
Ein Satz wie ein Messerstich weil er selten mitfühlend gemeint ist, sondern mehr wie eine Erwartung. Als gäbe es DIESEN EINEN Zeitpunkt, an dem alles wieder gut sein müsste. Den gibt es aber nicht. Aber was bedeutet Loslassen nach dem Verlust von deinem geliebten Tier wirklich und was nicht?

 

Was Loslassen NICHT bedeutet

 

Loslassen heißt NICHT, dein geliebtes Tier zu vergessen

Niemand, der ein Tier wirklich geliebt hat, könnte es je vergessen. Diese Verbindung ist ein Teil von dir geworden. Vergessen wäre Verrat an all dem, was ihr miteinander erlebt habt und wie schrieb Immanuel Kant  so treffend:

 

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.“ 

 

Erinnerungen sind auch kein Ballast, sie schenken dir Halt in unsicheren und schweren Zeiten. In der Trauer zeigt sich oft: Woran wir uns erinnern, bleibt lebendig. Wer liebt, erinnert sich nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem ganzen Herzen. Aber auch durch Gerüche, Routinen, Körperempfindungen. Auch wenn dein Seelentier physisch nicht mehr da ist, bleibt die emotionale Verknüpfung bestehen. Das ist kein „Nicht-Loslassen“, sondern gelebte Liebe und Verbundenheit über den Tod hinaus.

 

Loslassen heißt NICHT, deine Gefühle verdrängen

Trauer ist kein Fehler im System. Sie zeigt, wie tief du lieben kannst. Wenn du Gefühle wegschiebst, bleiben sie trotzdem, sie verändern dann nur ihre Art, auf die sie sich bemerkbar machen. Echte Heilung deines Trauerschmerzes beginnt mit Ehrlichkeit dir selbst gegenüber.

 

Gefühle, die nicht gelebt werden dürfen, suchen sich andere Wege. Viele Menschen spüren körperliche Symptome oder ziehen sich zurück, wenn sie versuchen, ihre Trauer zu unterdrücken.

 

Studien zeigen: Gefühle, die benannt und zugelassen werden, verlieren an Wucht. Nicht das Fühlen ist schmerzhaft, sondern der Kampf dagegen. Und Tränen sind kein Zeichen von Schwäche, sie sind ein Zeichen deiner Liebe.

 

Loslassen heißt NICHT weitermachen, als wäre nichts gewesen

Das Leben verändert sich nach so einem Verlust – da gibt es nichts zu Diskutieren. Es geht nicht darum, zur „alten Normalität“ zurückzukehren. In Wahrheit ist das auch gar nicht möglich, hat sich doch mit dem Tod deines geliebten Tieres etwas Grundlegendes in deinem Leben verändert. Es geht darum, dir Schritt für Schritt ein neues Leben zu erschaffen: mit deinem Tier in deinem Herzen, nicht mehr an deiner Seite.

Trauer verändert auch das Zeitempfinden. Für die Umwelt geht das Leben weiter, während für dich die Zeit stillsteht. Doch diese „Pause des Alltags“ ist notwendig, denn wenn dein geliebtes Tier stirbt, sind sowohl dein Leben als auch dein Selbstbild erschüttert. Eine jener Fragen, die sich die meisten Trauernden stellen ist: wer bin ich ohne mein geliebtes Tier, das so lange ein Teil meines Lebens war? Die Aufgabe ist nicht, „einfach weitermachen“. Es gilt vielmehr herauszufinden, wie du dich und dein Leben neu organisierst, ohne die Verbindung zu deinem geliebten Tier zu verlieren, aber auch ohne dass du dich so sehr an die alten Zeiten klammerst, die unwiderruflich vorbei sind. Diese Neuorientierung brauchst Zeit, Geduld, Selbstmitgefühl und ja, auch deine eigene Erlaubnis, wieder glücklich sein zu dürfen und zu wollen.

 

Was du loslassen DARFST, wenn dein geliebtes Tier stirbt 

 

Du DARFST deine Schuldgefühle loslassen 

„Ich hätte mehr tun können“, „Ich habe zu spät reagiert“ – diese und ähnliche Gedanken sind weit verbreitet, aber selten gerecht. Du hast nach bestem Wissen und mit all deiner Liebe gehandelt. 

 

Schuldgefühle lähmen dich, Liebe trägt dich weiter.

 

Schuld ist oft der verzweifelte Versuch, Kontrolle zurückzugewinnen. Wenn wir denken, „Ich hätte …“, wirkt es, als läge das Geschehene in unserer Macht. Aber Leben und Tod sind keine Rechenaufgabe mit richtig oder falsch. Du hast mit Liebe und im Rahmen deiner Möglichkeiten entschieden und gehandelt. Und ja: auch wenn nicht alles perfekt war, war es genau das, was dir in dieser Zeit, diesem Augenblick möglich war. Selbstmitgefühl ist eine heilsame Haltung, die dich aus der Endlosschleife der Selbstvorwürfe und Schuldgefühlen befreien kann.

 

Du DARFST den Schmerz loslassen 

Der Schmerz ist anfangs überwältigend und das ist auch völlig normal. Er trifft einen oft mit einer Wucht, die man nicht für möglich gehalten hätte. Aber wenn er über Monate jeden Tag überschattet, nimmt er dir die Luft zum Atmen und wird zur Blockade. Er legt sich wie eine bleiern Decke über all die verbindende und wärmende Liebe zu deinem Seelentier. Viele Menschen glauben, dass es der Schmerz ist, der sie mit ihrem geliebten Tier verbindet, doch das Gegenteil ist der Fall. Trauernde berichten oft auch, dass sie sich „schuldig fühlen, wenn es mal nicht weh tut“. Dabei ist Erleichterung kein Verrat, sondern ein Zeichen, dass der innere Heilungsprozess beginnt. Die Trauer wird nicht weniger, aber sie verändert ihr Gesicht: Sie wird leiser, weicher, liebevoller.

 

Schmerz ist etwas Trennendes. Wärmende Liebe, tief empfundene Dankbarkeit und all die Tausenden schönen Erinnerung sind es, die uns auf ewig verbinden.

 

Du darfst den Schmerz loslassen, Stück für Stück. Nicht aus Lieblosigkeit sondern aus Liebe – aus Liebe zu deinem Seelentier und dir selbst.

 

Du DARFST die die Fragen loslassen, auf die es keine Antwort gibt

Warum musste es so passieren? Warum so schnell? Warum überhaupt? Manche Fragen bleiben offen. Nicht, weil du versagt hast, sondern weil das Leben oft unbegreiflich bleibt. Frieden beginnt, wenn du aufhörst, gegen die Realität und die Unvollkommenheit des Lebens zu kämpfen.

Menschen sind Sinnsucher und glaube mir: Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe mich in meinem Leben so oft nach dem „Warum?“ gefragt, versucht, den „Sinn in allem“ zu finden. Doch nicht alle Erfahrungen lassen sich sinnvoll einordnen. Gerade in der Trauer tauchen Fragen auf, auf die es keine Antworten gibt. Akzeptanz bedeutet hier nicht Resignation, sondern das Anerkennen der Grenzen unseres Verstehens. Manchmal wird die größte Stärke darin sichtbar, dass wir aufhören, alles verstehen zu wollen.

Wovon ich aber auch überzeugt bin, ist, dass jede noch so schwere Situation, meist auch ein Geschenk für uns in sich trägt. Wenn dich das interessiert, lege ich dir meinen Blogartikel „Das Geschenk im Tod erkennen“ ans Herz. 

 

Was bleibt und was wachsen darf

Was du also loslassen darfst, ist das, was dir den Blick verstellt: Schuld, Schmerz, Grübeln, Selbstzweifel. Was für immer bleiben darf sind die Liebe, die Erinnerung und eine tiefe Verbundenheit im Herzen. Diese Verbindung wird sogar noch tiefer, wenn wir all das loslassen, was sie überlagert.

 

Loslassen ist kein Müssen, es ist ein Dürfen.

 

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Schreibimpuls: „Was bleibt und was geht“

Natürlich habe ich auch heute wieder einen kleinen und dabei so hilfreichen Schreibimpuls für dich zum Ausprobieren.

⏰ Schau, dass du zumindest 10 Minuten ungestört bist

🛋️ Mach es dir gemütlich

😮‍💨 Atme drei Mal tief ein und aus, um im Moment anzukommen

✏️ Zeichne zwei einfache Gefäße, zum Beispiel links eine Schale, rechts ein Körbchen

In die Schale 🥣 schreibst du alles, was du loslassen möchtest.
In das Körbchen 🧺 alles, was du mitnehmen willst.

Schreib ganz schnell, ohne lange nachzudenken – du wirst erstaunt sein, was da alles aufs Papier fließt!

Wähle dann aus jeder Liste ein Wort aus und formuliere daraus deinen Satz. 

Zum Beispiel:
„Ich lasse den Schmerz los und bewahre die tiefe Verbundenheit.“

Oder:
„Ich verabschiede das Grübeln und nehme die Tausenden schönen Erinnerungen mit.“

Das ist deine kleine Botschaft an dich selbst und soll dich Tag für Tag daran erinnern, was wirklich wichtig ist. 

 

Alles Liebe 🫶

Claudia 

 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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