Ich habe vor ein paar Wochen etwas geträumt, das mir lange durch den Kopf gegangen ist:
Ich sitze im Auto, fahre eine Kurve zu schnell, verliere die Straße unter mir und plötzlich bin ich in der Luft. Unter mir nur ein tiefer Abgrund. Dabei ist alles unglaublich friedlich in mir: Kein Schreck, keine Panik und keine Angst.
Nur dieser eine Gedanke: Mucki, ich komme.
Ich habe ihn im Traum nicht gesehen. Nur dieses Gefühl, als würde mein Inneres für einen kurzen Moment „nach Hause“ kommen. Dorthin, wo nur Liebe und Frieden sind.
Lange habe ich überlegt, ob ich das mit euch teilen soll. Warum ich mich nun dafür entschieden habe? Weil Träume in der Trauer ein Thema ist, das viele beschäftigt. Immer wieder erzählen mir Menschen, von ihrem geliebten Tier zu träumen. Andere wiederum träumen Belastendes und fragen sich, was das wohl zu bedeuten hat. Und genauso viele fragen sich, ob keine Träume bedeuten, dass die Verbindung weg ist und hoffen auf ein Bild, eine Berührung, ein Zeichen.
Warum Träume kein Maßstab für Nähe sind
Wenn ich euch etwas aus den letzten drei Jahren sagen kann, dann das:
Ich habe kaum von Mucki geträumt, vielleicht drei oder vier Mal. Ein oder zwei Mal war Mucki im Traum mir körplich nah, einmal sah ich ihn nur aus der Ferne und dieses Mal war er für mich gar nicht sichtbar.
Und trotzdem war eines immer da: das Gefühl von Liebe.
Träume sagen nichts darüber aus, wie sehr du mit deinem Liebling verbunden bist.
Forscher nennen Träume manchmal „nächtliche Sortierhilfen“, weil unser Gehirn im Schlaf Gefühle bewegt, die tagsüber keinen Platz finden.
Mehr ist es oft nicht.
Die tiefe Verbundenheit zeigt sich meist in anderer Form. Etwa wenn ein einziger Blick auf eine Foto reicht, um uns lächeln zu lassen. Oder wenn wir in einer bestimmten Situation plötzlich ein lebendiges Bild von unserem Liebling vor Augen haben. Oder wenn eine Erinnerung körperlich spürbar ist, wie etwa das Fell auf der Handfläche zu spüren.
Für all diese und noch Tausende weitere kostbare Erinnerungen sowie Pfotenabdrücke, Fotos, Schurrhaare und vieles mehr habe ich für dich das Erinnerungsbuch „Weil du in meinem Herzen weiterlebst“ gestaltet. Gefüllt mit euren kostbartsten Momenten wird es zu deinem ganz persönlichen Schatzkästchen.
Träumen ohne Hokuspokus: Wenn die Nacht den Tag sortiert
Immer wieder lese ich, dass Menschen nach Träumen dieser Art von Angst erfasst werden oder sie als böses „Omen“ sehen. Dem ist aber nicht so – und das möchte ich euch anhand meines Traumes gerne näherbringen.
Zum einen: Ein Abgrund im Traum ist nie ein „Todeszeichen“. Er ist ein Symbol für Tiefgang, für das Unbekannte in uns selbst.Viele Menschen haben solche Träume nach intensiven emotionalen Tagen. Ich hatte am Abend davor ein Pfotentrauer OnlineTrauertreffen mit Menschen, deren Schmerz noch ganz frisch war und ich habe zwei Stunden lang den Raum gehalten und dabei unterstützt sowohl den Schmerz zu sehen, als auch die Liebe zu Wort kommen zu lassen. Und in der Nacht hat mein Inneres einfach losgelassen.
Zum anderen spricht die Traumforschung davon, dass das Gehirn im Schlaf oft zu dem greift, was sich sicher anfühlt. Und das war Mucki für mich, er war mein stärkster emotionaler Anker. „Mucki, ich komme.“ war also vielmehr eine Bindungsimpuls. Wenn Menschen in tiefer Liebe träumen, sagen sie solche Sätze, die wörtlich gelesen dramatisch klingen, aber nicht dramatisch sind. Es bedeutet schlicht: „Ich sehne mich nach diesem Gefühl“.
Wenn ich also auf meinen Traum schaue, dann weiß ich auch, dass dieser Satz zu Mucki nichts mit Gefahr, einer Warnung oder gar Todessehnsucht zu tun hatte. Es ist vielmehr ein reflexhaftes Sich-Anlehnen in der Gewissheit, dass da eine Verbundenheit besteht, die nicht an die körperliche Anwesenheit gebunden ist. So etwas taucht oft auf, wenn das System Nähe braucht.
So war dieser Traum ein kurzer Moment von Geborgenheit nach einem intensiven Tag.
Es ist okay, zu träumen und es ist okay, NICHT zu träumen
Manche fragen sich und mich, ob sie „normal“ trauern, wenn sie nicht träumen.Und die Antwort darauf ist ganz klar: es gibt in der Trauer nicht „dieses eine Normal“. In meinem Ratgeber „Weil jede Trauer Liebe ist“ schreibe ich an vielen Stellen darüber, wie individuell Trauer verläuft und wie unterschiedlich Menschen reagieren. Denn jede Trauer ist so einzigartig wie es das Leben mit dem geliebten Tier war. Es gibt daher auch kein „richtiges“ oder „falsches“ Trauern.
Alles ist gut so, wie es ist. Du bist gut so, wie du bist.
Wenn euch also Gedanken plagen wie
„Warum träume ich nicht?“
„Warum kommt mein Tier nicht zu mir?“
„Warum sehe ich nichts?“
dann möchte ich euch sagen:
Die Verbindung braucht nicht unbedingt einen Traum, sie ist immer da. Sie zeigt sich in euren in euren Erinnerungen und in eurem Herzen. Träume sind nur eine Sprache unter vielen. Eure Tiere sprechen auch in vielen anderen.
Schreibimpuls: Sei du der Traum
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit
🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
💭 Stell dir einen Moment lang vor, du würdest in einem Traum deines Tieres auftauchen.Was möchtest du, dass dein Liebling von dir träumt.
📝 Greif dann zu Stift und Papier und schreib ein paar Zeilen darüber, welches Gefühl du deinem Tier im Traum mitgeben würdest, wenn du dort kurz bei ihm sein könntest.
Schreib auf, was spontan kommt – ohne lange nachzudenken – und du wirst spüren, wie viel Nähe und Verbundenheit zwischen euch ist. Dieser Perspektivenwechsel wirkt oft stärker als jeder Traum, denn er zeigt dir, wie sehr dein Liebling in dir weiterlebt.
Alles Liebe 🫶
Claudia






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