Trauern um ein Tier: Warum du nicht „zu lange“ trauerst 

Vielleicht hast du es schon gehört: „Du trauerst immer noch?“ Das ist ein Satz, den viele Betroffene kennen. Doch Trauer kennt keine Stoppuhr. Wenn ein Tier stirbt, verändert sich das Leben und niemand darf dir vorschreiben, wann dein Schmerz vorbei sein soll. Warum deine Trauer nicht „zu lange“ dauert und wie du …
Auf dem Bild sieht man einen weißen Hund, der mit Liebe in die Kamera blickt als würde er sagen, dass es beim Trauern um ein Tier kein „zu lange“ gibt.

Vor Kurzem sprach ich mit einer Freundin über die neue Aufnahme der sogenannten anhaltenden Trauerstörung (Prolonged Grief Disorder) in die ICD‑11 durch die WHO, die im Januar 2022 in Kraft trat. Die ICD‑11 formuliert, dass eine Trauer, die länger als sechs Monate andauert, intensiv ist und stärker als die kulturell oder sozial erwartete Reaktion ausfällt, künftig als Störung bewertet werden kann. In Deutschland und Österreich greift diese Veränderung aber erst, wenn die ICD‑11 auch ins nationale Diagnosesystem eingebunden ist und ein Umstieg steht erst bevor. Trotzdem: Der Gedanke, Trauer pathologisieren zu können, macht mir Sorge. Besonders, weil unsere Gesellschaft längst zu viel vom Leben ins Funktionieren gerutscht ist. Für mich ist es deshalb so wichtig, Trauer nicht in einen Zeitrahmen pressen zu lassen. Wenn ein Tier stirbt, beginnt ein neuer und manchmal länger andauernder Weg als sechs Monate. Und das ist völlig in Ordnung. Es gibt einfach beim Trauern um ein Tier kein mit Datum versehenes  „zu lange“.

 

Trauer ist keine Krankheit. Trauer ist Liebe.

 

Du darfst dir beim Trauern um dein Tier Zeit geben

Auch wenn wir in einer Welt leben, die uns täglich dazu drängt, schnell wieder zu „funktionieren“, folgt Trauer keinem Kalender oder „Projektplan“. Gerade in der Trauer braucht es eher das Gegenteil: Raum und Geduld. Trauer braucht Atempausen.

 

Zeit geben heißt: deiner Trauer zuzuhören, selbst wenn sie vom Umfeld nicht mehr gesehen werden will.

 

Es heißt, Perfektion loszulassen und zuzulassen, dass an einem ganzer Tag auch mal nichts mehr geht. Und oft taucht gerade an diesen Tagen unerwartet ein ganz kurzer Moment auf, in dem der Schmerz schweigt.

Sich Zeit zu geben ist kein Versagen. Es ist ein „Ja“ zu dir, zu deinen Gefühlen, zu deinem Herzen und es ist die Vorraussetzung dafür, wieder zu Kräften zu kommen. Seine Gefühle zu verdrängen, sie zu übergehen führt über kurz oder lang in die Erschöfpung, eine Depression, in Panikstörungen oder ins Burn Out. 

 

Ein Leben im eigenen Trauer-Rhythmus

Unsere Tiere haben uns gezeigt, was das heißt: sie haben geschlafen, wenn sie müde waren, haben uns gezeigt, wann sie spielen wollten oder Hunger hatten. Sie sind dabei allein ihrem Gefühl oder ihrem Instinkt gefolgt.

Für uns ist das natürlich nicht so einfach. Alltag, Verpflichtungen, Rechnungen und Erwartungen – alles mischt sich in unseren Rhythmus, verwässert und verdrängt ihn sogar komplett. Und doch: Gerade in der Trauer ist es besonders wichtig, wieder etwas mehr auf den eigenen inneren Takt zu hören.

 

🤫 Wann brauche ich Stille und Rückzug? 

🏃‍♀️ Wann wünschen sich mein Körper und meine Seele Bewegung?

🙅‍♀️ Ist es jetzt an der Zeit gesunde Grenzen zu setzten?

🫂 Brauche ich im Moment liebevolle Zuwendung und Verständnis?

🍿 Oder hilft mir eine kleine „Trauerauszeit“ durch Ablenkung gerade am meisten? 

 

Es geht dabei nicht darum, von heute auf morgen den Leben auf den Kopf zu stellen – da steht es durch den Tod deines Lieblings ohnehin schon. Doch es ist wichtig, deiner Trauer nicht ein fremdes Tempo aufzuzwingen, sondern ihr die Zeit und Tiefe zu schenken, die sie braucht. Damit schenkst du dir und der Liebe zu deinem Tier jenen Respekt, den eure gemeinsame Zeit und Verbundenheit verdient – „Weil jede Trauer Liebe ist“.  Genau darum heißt auch mein Buch so, das ich für dich geschrieben habe. 

 

Du wirst deinen eigenen Weg finden

Manche Menschen brauchen viel Stille in ihrer Trauer. Andere verspüren ein starkes Bedürfnis, sich mitzuteilen und über ihren Schmerz zu reden. Wenn es dir so geht, lege ich dir die wöchentlichen Pfotentrauer Onlinetrauertreffen ans Herz. Manche weinen viel, andere nicht. Die einen wollen überhaupt nicht mehr aus dem Haus, andere halten es daheim gar nicht aus. Die meisten Menschen machen im Laufe der Trauer um ihr geliebtes Tier alles und noch viel mehr durch. Die Frage ist eben nur wann und welcher Intensität und Dauer.

 

Trauer kennt viele Wege. Deine Trauer kennt nur einen: deinen.

 

Auch die Form des Abschieds prägt den Weg: War es ein Abschied nach langer Begleitung? Oder kam der Verlust ganz plötzlich? War es friedlich oder durch ein Kampf? Konnte Abschied genommen werden oder fehlt dieses Puzzleteil für immer? All das spielt eine Rolle dabei, welche Richtung deine Trauer nimmt und wie lange sie dauert. 

 

Nichts dabei richtig oder falsch. Alles ist gut so, wie es ist. Du bist gut so, wie du bist.

 

Studien zeigen auch schon lange, dass Trauer nicht linear verläuft. Es gibt keine genaue Routenplanung oder fixe „Ziellinie“. Sie ist individuell geprägt, von deiner Beziehung, von deinem Herz, von deinen Umständen. 

 

Deinen Weg zu gehen heißt:

👯‍♀️ Dich nicht zu vergleichen mit anderen.

⏱️ Zu wissen, dass Uhren und Kalender in der Trauer keine Rolle spielen.

😗 Auf die Erwartungen anderer zu pfeifen.

♥️ Deinem Weg zu vertrauen: Deinem Herz zuzutrauen, dass es fühlt, was gut ist.

💨 Und darauf zu vertrauen, dass sich alles verändern darf. Was heute übermächtig scheint, kann sich in einigen Wochen leichter anfühlen. Was heute keine Rolle spielt, kann dir morgen das Wichtigste sein. 

 

In meiner kostenlosen „Erste Hilfe für deine Trauer“ begleite ich dich mit einem kleinen Booklet und unterstützenden Mails eine Woche lang dabei, deinen eigenen Weg der Trauer zu finden.

 

Denn du darfst darauf vertrauen: wenn du dich offen, mutig und liebevoll deiner Trauer stellst, entwickelt sich eine tiefe Verbundenheit zu deinem Liebling, die stärker ist, als der Tod. 

 

Schreibimpuls: Mein persönlicher Trauerweg

⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit 

🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist

😮‍💨 Atme drei Mal tief ein und aus

📝 Greif dann zu Stift und Papier und schreib an folgendem Satz weiter: 

„Mein Weg führt mich gerade …“

Schreibe fünf bis zehn Minuten lang, ohne anzuhalten. Wenn du ins Stocken kommst, zeichne Kringel oder schreibe gerne auch „mir fällt gerade nichts ein“ – wichtig ist nur, den Stift ohne Unterbrechung am Papier zu bewegen. Du wirst sehen, bald ist ein nächster Gedanke, ein nächstes Gefühl da. 

Lies am Ende nach, was dir dein Herz sagen wollte und unterstreiche, was dir besonders wichtig erscheint.

 

„Mein Weg“-Akrostichon

Formuliere dir dann aus deinen Erkenntnissen dein ganz persönliches „Mein Weg“-Akrostichon. Das geht ganz einfach. Schreibe die einzelnen Buchstaben von „Mein Weg“ untereinander und ergänze sie mit deinen Gedanken.

Das kann zum Beispiel so aussehen und wird bei dir vielleicht ganz anders sein:

 

M üssen tu ich gar nichts!

E ine Stunde am Tag gehört nur mir.

I n meiner Erinnerung lebt all das Schöne.

N ein! ist ein ganzer Satz.

W ärme tut mir gut.

E s ist gut so, wie es ist, es darf alles sein.

G lücklich zu sein, heißt nicht, meinen Liebling zu verraten. 

 

Wie sieht dein „Mein Weg“-Akrostichon aus? 

Alles Liebe 🫶

Claudia 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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