Ich erinnere mich noch gut, als mir im Herbst nach Muckis Tod eine Freundin erzählte, wie sehr sie sich auf die kürzer werdenden Tage freute. Ihr Kater, der den ganzen Sommer über gerade einmal zum Fressen nach Hause kam, hatte auf „Kuschelmodus“ umgestellt. Kaum hatte sie den Satz vollendet, entschuldigte sie sich bei mir für die unbedachten Worte, die mir die Tränen in die Augen steigen ließen. Vielleicht ist dir das auch schon passiert. Oder jemand hat dir erzählt, dass er gerade mit seinem Hund durch raschelndes Laub spaziert ist, um Kastanien zu sammeln. Normalerweise sind das kleine, alltägliche Geschichten, über die man sich freut. Doch wenn dein eigenes Tier nicht mehr da ist, treffen einen solche Erzählungen oft mitten ins Herz. Denn manchmal genügt ein einziger Satz, und schon spürst du, was dir so sehr fehlt. Und schon steht der Schmerz wieder einmal im Rampenlicht.
Eine Erde – zwei Welten
In solchen Augenblicken fühlt man sich oft, als würde man in einer anderen Welt leben. Die Menschen um dich herum genießen ihre kleinen Freuden, und für viele ist es selbstverständlich, dass ihr Tier dabei eine große Rolle spielt. Und auch wenn du früher eine von ihnen warst, mit dem Tod deines Liebling hast sich für dich sich alles verändert. Dieses Auseinanderdriften der Welten verstärkt das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören. Während andere von glücklichen Szenen berichten, sitzt du traurig daneben und spürst nur Leere. So als stünde man als einzige noch am Rande der Tanzfläche.
Was du spürst, ist kein Neid, sondern Sehnsucht
Viele Trauernde erschrecken, wenn sie merken, dass sie in solchen Situationen keine Freude empfinden können. Auch ich kam mir damals irgendwie auch ein bisschen „schäbig“ vor, dass ich mich nicht mit meiner Freundin freuen konnte.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen: Das ist kein Neid, es ist Sehnsucht und Liebe, die kein Gegenüber mehr findet.
Die Freude der anderen erinnert dich daran, was du selbst verloren hast. Das ist schmerzhaft und gleichzeitig ein Zeichen dafür, wie groß die Liebe für dein Tier ist. Sich das klarzumachen, kann ein erster Schritt sein, um die eigenen Gefühle nicht abzuwerten, sondern als Teil deinem momentanen „Ich“ anzunehmen. Und es hilft dabei, auch den anderen liebevoll zu begegnen, die das ja oft nicht böse meinen – nur eben nicht immer daran denken, was das für dich bedeutet. Um Menschen, die dich wirklich nicht verstehen wollen, solltest du hingegen ein großen Bogen machen.
Du darfst dir einen sicheren Raum schaffen
Es ist weder nötig noch hilfreich, sich in jedem Moment der Trauer mit der Freude anderer zu konfrontieren. Manchmal ist es gesünder, bewusst Abstand zu nehmen: weniger Social Media und weniger Geschichten, die dich gerade überfordern. Das hat nichts mit Vermeidung zu tun, sondern mit Selbstschutz.
So wie man bei einer körperlichen Verletzung eine Wunde schützt, damit sie heilen kann, so darf man auch sein Herz schützen.
Und genau wie eine Wunde irgendwann wieder belastbar wird, kannst du auch dein gebrochenes Herz in Ruhe heilen. Persönliche emotionale Schutzräume sind ein wichtiger Teil dieses Prozesses.
Wenn du dir für die erste Zeit mehr Halt wünschst, ist meine kostenlose „Erste Hilfe für deine Trauer“ genau das Richtige für dich. Sie enthält ein liebevoll zusammengestelltes e-Booklet und ich begleite dich sieben Tage lange per Mail.
Kleine Inseln im eigenen Leben finden
Gerade, weil man in der Zeit der Trauer so verwundbar ist, lohnt es sich, nach kleinen Inseln im eigenen Alltag zu suchen. Es müssen keine großen Dinge sein. Manchmal genügt eine Tasse mollig-süße Heiße Schokolade, sanftes Kerzenlicht statt hell ausgeleuchteter Räume oder sich von einem guten Buch oder Film in eine andere Zeit und Welt entführen zu lassen oder oder oder. Was immer dir ein bisschen Geborgenheit schenkt, ist gut.
Diese kleinen Momente sind kein Ersatz für die Zeit mit deinem geliebten Tier, aber sie geben dir ein Stück Halt in Zeiten, in denen alles so zerbrechlich wirkt.
Sie zeigen, dass es in deinem Leben nach wie vor Dinge gibt, die dir guttun können. Und auch wenn sie den Schmerz nicht nehmen, können sie ihn für eine Weile erträglicher machen. Mit der Zeit wird dieses Netz an kleinen Inseln dichter, und du spürst, dass auch dein Alltag wieder leichter wird.
Die Verbindung zu deinem geliebten Tier ist immer da
Auch wenn du es dir jetzt vielleicht noch nicht vorstellen kannst: Du darfst darauf vertrauen, dass der Tag kommen wird, an dem die Freude anderer nicht mehr wie ein Schlag ins Gesicht für dich ist. Und irgendwann wirst du dich auch wieder mitfreuen und mitlachen können. Das bedeutet nicht, dass du deinen Liebling nicht mehr liebst und vermisst. Dir ist es vielmehr gelungen, eure tiefe Verbundenheit von den Trümmern des Verlustes zu befreien und du spürst: dein geliebtes Tier ist immer da.
In diesen Momenten spürst du, dass dein Tier für immer Teil deines Lebens bleibt, nur in einer anderen Form. Diese Gefühl wächst leise, oft unbemerkt, während du dich durch deine schwersten Tage kämpfst.
In meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ begleite ich dich vom ersten, überwältigenden Schmerz über Schuldgefühle und Warum-Fragen bis hin zum Vermächtnis deines Seelentieres und eurer neuen, tiefen Verbundenheit, die stärker ist als der Tod.
Deine Trauer, deine Regeln
Du musst nicht „die Starke“ spielen und du musst auch nicht die Freude anderer immer aushalten können. Wenn dir Geschichten über herbstliche Hundespaziergänge oder Sofa-Kuscheln mit der Katze gerade dein Herz zerreißen, dann darfst du dich wichtig nehmen. Alles hat seine Zeit, auch in der Trauer. Es ist daher wichtig, dir zu erlauben, über deine Gefühle in der Trauer zu sprechen. Du darfst sagen, dass es schmerzt. Es geht dabei nicht, anderen Vorwürfe zu machen, sondern um dich selbst ernst zu nehmen. Denn die Menschen in deinem Umfeld denken oft gar nicht daran, dass ihre Worte dich treffen könnten.
Der folgende Schreibimpuls hilft dir, deine Gefühle klarer zu spüren und sie in Worte zu fassen – für dich, und wenn du magst, auch für andere.
Manchmal verändert schon ein einziger Satz, der aus dem Herzen kommt, wie sehr andere dich verstehen können.
Schreibimpuls: Mein Herz möchte, dass du weißt …
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit
🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
📝 Greif dann zu Stift und Papier und schreibe an folgenden Satzanfang weiter:
„Mein Herz möchte, dass du weißt …“
Schreibe einfach darauf los, ohne lange nachzudenken und höre auf dein Herz.
Lies dir deine Antwort anschließend laut vor. Mit welchen Worten könntest du nächstes Mal einem Menschen mitteilen, was in dir vorgeht, weil dein Schatz dir so fehlt.
Alles Liebe 🫶
Claudia






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