Im Alltag – und ganz besonders auf Reisen – merke ich immer wieder, wie oft wir etwas oder jemanden loslassen müssen. Ein vertrauter Ort, ein gewohnter Ablauf, ein Mensch, den man unterwegs trifft und sich die Wege dann wieder trennen. In Marseille musste ich auch zwei Straßenkatzen loslassen, um die ich mich angenommen hatte. Für jemanden wie mich, die seit ihrer Kindheit immer wieder mit Verlustängsten zu tun hatte – mal leise, mal laut –, ist das Loslassen bis heute manchmal eine Herausforderung. Aber auch etwas, das mich wachsen lässt. Gerade in der Trauer um ein geliebte Tier rückt das Loslassen in den Mittelpunkt. Denn plötzlich fehlt nicht nur ein Lebewesen, sondern auch die körperliche Nähe, tägliche Rituale, die Selbstverständlichkeit, dass da jemand ist, der uns ansieht, sich an uns schmiegt, uns spüren lässt: „Ich bin da.“ Diese körperliche Verbindung müssen wir loslassen, ob wir wollen oder nicht. Und ja, das tut weh.
Aber was wir niemals loslassen müssen, ist die Liebe, die Herzensverbundenheit, die Seelenverbindung.
Unsere Tiere wohnen weiter in uns. Sie sind Teil unseres Lebens geworden, haben uns geprägt, begleitet, verändert. Wir tragen sie in uns weiter, weil sie uns auf ihre Weise zu dem Menschen gemacht haben, der wir heute sind.
Was die Trauerforschung heute über Loslassen sagt
Früher glaubte man in der Trauerforschung, dass man „den Verstorbenen loslassen“ müsse, um weiterleben zu können. Hinterbliebenen wurde geraten, alles fortzugeben, was sie erinnerte – Kleidung, Fotos, persönliche Dinge. Doch viele Menschen waren dazu emotional nicht bereit. Sie verloren dadurch nicht nur ihren Partner, sondern auch den Halt in der Erinnerung. Heute sieht die Forschung das zum Glück anders. Das Konzept der „Continuing Bonds“, also der fortbestehenden Bindungen, zeigt: Es geht nicht darum, die Verbindung zu kappen, sondern sie zu verändern. Wir dürfen die Beziehung zu dem geliebten Wesen auf neue Art fortführen: innerlich, in Gedanken, in Erinnerungen und in der Art und Weise auf der wir unser leben gestalten.
Trauer um eine geliebtes Tier heißt nicht es loslassen, sondern die Verbindung zu verwandeln.
Darum ist es auch so wichtig, diesen Satz „Du musst jetzt endlich loslassen“ nicht allzu ernst zu nehmen. Oft sagen ihn Menschen, die helfen wollen. In der Trauer lässt sich nichts erzwingen und das einzig, das zählt ist dein Tempo und deine Art, deine Trauer zu verarbeiten. Dazu gehört allerdings auch, sehr wohl loszulassen, was dich daran hindert, glücklich weiterzuleben. Es wird niemals mehr so, wie es war, aber es kann anders schön werden.
Was du in der Trauer um dein Tier loslassen DARFST
Den Schmerz
Ich weiß: das klingt so viel leichter, als es ist. Doch es ist mit eines der wichtigsten Dinge, sich zu erlauben, den Schmerz loszulassen.
Denn der Schmerz ist nicht die Verbindung zu deinem Tier, es ist die Liebe.
Diese Liebe bleibt. Der Schmerz darf gehen. Mein Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ trägt nicht umsonst diesen Titel und ich werde nicht müde zu betonen, dass Trauer so viel mehr als „nur“ Schmerz ist. Ja, Schmerz ist – vor allem zu Beginn – ein großer Teil davon, aber die Trauer auf ihn zu reduzieren, würde heißen, die wunderbare gemeinsame Zeit und all die kostbaren Erinnerungen dem Schmerz zu opfern. Trauer ist Liebe, Dankbarkeit, Sehnsucht, Nähe, Veränderung. Wenn wir beginnen, das zu begreifen, verändert sich unser Blick und wandelt sich unser gesamtes Leben wieder zum Besseren.
Deine Schuldgefühle
Fast jeder fragt sich irgendwann: Hätte ich etwas anders machen sollen? Hätte ich es merken müssen? Doch wir alle handeln nach bestem Wissen und Gewissen und mit all unserer Liebe. Mehr ist uns Menschen nicht möglich. Wir tun unser Bestes – und das reicht. Es ist wichtig, seine Schuldgefühle loszulassen, denn erst dann kann es gelingen, all das Schöne wieder zu sehen, das die gemeinsame Zeit uns geschenkt hat. Das Fiese an Schuldgefühlen ist nämlich, dass es ihnen gelingt, auch das hellste Sonnengelb in Schwarz zu verwandeln. Sie vergiften unsere Gedanken und verbittern unser Herz. Leider sind Schuldgefühle oft auch sehr hartnäckige Begleiter in der Trauer. Das ist auch der Grund, warum ich ihnen sowohl in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ als auch in meinem Online-Trauerprogramm „Pfotentraurerreise“ jenen Raum gebe, den sie und du brauchen, um euch liebevoll und konsequent von einander zu trennen.
Die Fragen nach dem „Warum“
Warum so früh? Warum so schnell, warum überhaupt? Was war der Grund, dass es genau so gekommen ist und nicht ganz anders? Diese und tausend ähnliche Fragen kommen oft – wenn auch nicht immer – Hand in Hand mit den Schuldgefühlen. Sie führen uns nur leider immer wieder dort hin, wo wir nichts mehr ändern können: in die Vergangenheit. Damit sind sie wie Superkleber für unseren Schmerz. Zudem asphaltieren sie einen „Gedankenkreisverkehr“ in unserem Gehirn, denn solange wir keine Antworten finden, stellen wir uns leider oft dieselben Fragen immer und immer wieder. Diese „Warum“-Fragen loszulassen ist also sehr wichtig. Am besten gelingt das, wenn man die Frage ändert, zum Beispiel zu „Warum hat mein Tier gelebt?“ oder „Wofür ist das alles die Gelegenheit?“ oder auch „Was darf ich daraus lernen?“ Wie es genau funktioniert, die Frage zu ändern ist auch Thema in meinem Buch und noch ausführlicher in der „Pfotentrauerreise“.
Was du für immer bewahren darfst
Das Kostbarste, das wir nach dem Tod unseres geliebten Tieres haben, ist die gemeinsame Zeit und all die damit verbundenen Erinnerungen. Sie sind das, was für immer bleibt. Sie tragen all die Wärme, die Nähe, die Liebe, die Verbundenheit und die Millionen an kleinen Momente in sich, die uns einst oft selbstverständlich schienen. Erinnerungen verbinden uns auf einer wundersame, kraftvollen Ebene mit unserem geliebten Tier und sie helfen uns, aus der Trauer wieder in ein glückliches Leben zu finden.
„Die Verbindung zwischen Himmel und Erde ist eine Brücke aus Liebe und Erinnerungen.“
Genau darum habe ich für dich das Erinnerungsbuch „Weil du in meinem Herzen weiterlebst“ gestaltet. Es ist ein Raum, in dem du diese Erinnerungen bewahren und gestalten kannst – in Worten, Gedanken und kleinen Momentaufnahmen. Es schenkt dir darüber hinaus auch Raum für Pfotenabdrücke, Schnurrhaare, eine Franse der Lieblingsdecke oder was sonst auch immer von eurem gemeinsamen Leben erzählt.
Erinnern ist der schönste Weg, die Liebe lebendig zu halten.
Das Allerwichtigste, das du dir für immer bewahren darfst, ist aber eure tiefe Verbundenheit. Ja, es gilt, eine neue Verbindung zu schaffen, die über das Körperliche hinausgeht und anfangs ist es oft unvorstellbar, wie das funktionieren soll. Das ist völlig normal. Wir Menschen sind daran gewohnt, an das zu glauben, was wir sehen und das für nahe zu halten, was wir berühren können. Doch noch viel näher ist uns in Wahrheit all das, was wir in unserem Herzen tragen – denn das kann uns selbst der Tod nicht nehmen.
Schreibimpuls: Loslassen und festhalten
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit
🛋️ Mache es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
📝 Greif dann zu Stift und Papier und schreibe zehn Sätze, was du loslassen möchtest. Schreibe sie alle im gleichen Muster:
„Ich lasse (setze ein, was du loslassen möchtest) los.“
Steh nach diesen zehn Sätzen kurz auf und schüttle dich ordentlich aus und durch!
📝 Schreibe nun zehn (oder gerne auch mehr) Sätze, was für immer in deinem Herzen behalten willst.
„In meinem Herzen lebt für immer ….“
Lies dir dann das Geschriebene noch einmal durch und verfasse euer ganz persönliches Elfchen. Das geht ganz leicht!
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Vielleicht ist dieses Elfchen ja auch etwas für euer Erinnerungsbuch „Weil du in meinem Herzen weiterlebst“. 💞
Alles Liebe 🫶
Claudia






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