Letzte Woche bin ich über diese Zeilen aus dem Jahr 2023 gestolpert, die ich in meinem ersten Herbst der Trauer um meinen Kater Mucki geschrieben habe.
„Es war jedes Jahr im Herbst das gleiche. Ich verbrachte Stunden damit, hunderte von Blumenzwiebeln einzupflanzen: Krokusse, Tulpen, Narzissen. Mucki lag einstweilen auf der Terrasse oder, wenn es kühler war, auf der Couch und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Sobald ich fertig war, begann er sich zu räkeln, streckte sich und trabte los, um ein paar Zwiebeln wieder auszugraben. Ich habe all die 16 Jahre nicht herausgefunden, warum er das tat. Heuer ist es das erste Mal, dass niemand hinter mir herbuddelt, um sich dann vorm Kamin an mich zu kuscheln. Das stimmt mich traurig und mein Herz schmerzt. Ich war drauf und dran, diesen Herbst keine Blumenzwiebeln zu pflanzen. Doch dann kam mir eine Idee: Im nächsten Frühling sollte der Garten in seinen Fellfarben erblühen, mit weißen und orangen Blumen.“
Damals war meine Trauer noch sehr frisch und ich erinnere mich gut, wie viel Kraft es mich gekostet hat, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Ich weiß aber auch, wie wunderschön mein frühlingshafter orange-weiß blühender Garten dann war.
Heute, zwei Jahre später, lese ich dieselben Worte mit einem anderen Gefühl. Der Schmerz von damals ist nicht mehr da. Dafür unglaublich viel Wärme und Dankbarkeit für die Liebe, die Mucki mir geschenkt hat und für unsere gemeinsamen Jahre.
Mit diesem Seelenfutter möchte ich dir Hoffnung und Zuversicht schenken und dir ein paar einfache und zugleich wirkungsvolle Impulse für deinen (ersten) Herbst ohne deine geliebtes Tier an die Hand geben, die mir sehr geholfen haben.
Was der Herbst uns sagen will
Viele fürchten sich vor dieser Zeit, weil sie uns an die Vergänglichkeit von allem Irdischen erinnert. Doch zugleich schenkt der Herbst uns eine unglaubliche Fülle – eine Fülle an kulinarischen Genüssen, an Farben sowie an ganz besonderem Licht. Denn mit etwas Glück haben wir noch einen goldenen Oktober mit klarer Luft, warmem Licht und leuchtenden Farben vor uns. Der Herbst ist nicht nur ein Vorbote der dunklen Monate. Er ist eine Jahreszeit, in der die Natur uns auf besonders schöne Weise vormacht, wie Wandel und Fülle zusammengehören und dass selbst im Abschied unglaublich schöne Farben leuchten.
Ich habe gelernt, dass das auch auf die Trauer zutrifft. Auch sie ist nicht eindimensional. Genauso wie das Leben nicht nur bunt ist, ist die Trauer nicht nur schwarz. Sie ist ein wichtiger Teil der Vielfalt und ja, auch der Schönheit, des Lebens. Ohne sie würden wir viele Dinge gar nicht so schätzen können.
Darum mag ich das Wörtchen UND so sehr. Ja, ich halte es in vielen Belangen sogar für eines der wichtigsten Wörter. (Vielleicht schreibe ich dazu mal einen eigenen Beitrag.)
Für die Trauer heißt das, es darf beides sein. Schmerz UND Schönheit. Der Blick zurück auf das, was vergangen ist, UND der Blick auf das, was heute an Schönem da ist. Das Vermissen UND das Vertrauen darauf, dass dich dein Liebling für immer begleitet. Wenn wir Herz und Augen für beides öffnen, zeigt sich etwas Neues.
Trauer belastet nicht nur, sie kann dich auch stärken und ja, manchmal sogar zum Leuchten bringen – so wie der Herbst, der uns mitten in der Vergänglichkeit seine prächtigsten Farben schenkt.
Fünf Wege, wie der Herbst dich in deiner Trauer unterstützen kann
Es geht mir im Folgenden nicht darum, deine Trauer zu verdrängen, klein- oder gar „schönzureden“. Ich bin eine dezidierte Gegnerin von toxischer Positivität, die auf lange Sicht nur zu noch mehr Schmerz führt und mitunter sehr gefährlich sein kann. Ich möchte dir vielmehr ein paar Impulse geben, die wie ein kleines „UND“ wirken und mir sehr sehr geholfen haben. Höchstwahrscheinlich gehst du nicht mit allen in Resonanz, und das musst du auch nicht. Doch erlaube dir, dich ihnen zu öffnen. Gib meinen Anregungen und deinem Glück eine Chance. So findest du am besten heraus, was dich in deiner Trauer unterstützen kann.
Die Farbenpracht der Natur als Kraftquelle
Im Herbst ist die Natur ein besonders großes Geschenk an unsere Sinne: eine Fülle an kulinarischen Köstlichkeiten, goldene Sonnenstrahlen, Blätter in Orange, Rot und Gelb, das Rascheln von Laub unter den Füßen. Wann immer es mir möglich war und ist, bin ich in der Natur. Sie ist meine “Tankstelle“ für die dunklen Monate. Ich schalte das Handy auf Flugmodus und lasse es – außer zum Fotografieren – in der Tasche. ich tauche mit allen Sinnen ein in diese unglaubliche Schönheit und Fülle. „Bewusst im Moment“ und „achtsam“ zu sein, sind mittlerweile recht abgedroschene Begriffe, die aber nichts von ihrer Wahrheit und Wirkkraft eingebüßt haben.
🍁 Mein Trauer-Impuls für dich
Wenn du draußen unterwegs bist, schau dich bewusst um. Welche Farbe spiegelt deine Stimmung? Welche Form erinnert dich an das, was du fühlst? Vielleicht ein Blatt in der Fellfarbe deines Tieres oder das Licht, das dich an gemeinsame Spaziergänge denken lässt. Solche Eindrücke öffnen Herz und Augen für das Schöne, auch wenn Schmerz da ist.
Ein Herbst wie damals: Der kostbare Schatz deiner Erinnerungen
Erinnerungen können – gerade zu Beginn der Trauer – schmerzen, aber sie sind auch wie kleine Lichter in der Dunkelheit. Oft kommen sie von selbst, beim Rascheln der Blätter, beim Duft von Kakao mit Zimt oder wenn ein vertrautes Lied im Radio erklingt. Statt diese Erinnerungen vorbeiziehen zu lassen, hilft es, sie bewusst festhalten. Schreib auf, was deinen Liebling unverwechselbar gemacht hat. Notiere Eigenheiten, Lieblingsplätze oder kleine Szenen aus eurem Alltag. Genau für die Millionen kleinen Momente wie diese habe ich das Erinnerungsbuch „Weil du in meinem Herzen weiterlebst“ gestaltet. Dort ist nicht nur Platz für deine Worte, sondern auch für Fotos, Pfotenabdrücke, ein Schnurrhaar oder ein Stück von der Kuscheldecke und noch vieles mehr, was die Zeit mit deinem Tier so einzigartig gemacht hat. Mit der Zeit gestaltest du so ein Buch voller Nähe und tiefer Verbundenheit, ein Schatzkästchen eurer gemeinsamen Zeit.
🍁 Mein Trauer-Impuls für dich
Wenn du Erinnerungen an eure gemeinsamen Herbstmomente ganz bewusst wecken möchtest, nimm dir an einem sonnigen Tag Zeit für dich. Sammle bunte Blätter, rieche an frisch gebratenen Maroni, kuschle dich in deine weichste Decke oder lausche dem Knacken von Kaminholz. Diese Sinneseindrücke können dir helfen, Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Sie sind wie ein goldener Faden, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet.
Und vielleicht magst du ja – so wie ich mit meinen orange-weißen Blumen – deinen Liebling auf besondere Art und Weise mit in deine Zukunft nehmen. Ich habe mir damit auch noch nach Muckis Tod eine neue Erinnerung mit ihm geschaffen.
Herbst-Glitzersteine für deinen Alltag
Trauer kostet Kraft, darum brauchen dein Körper und deine Seele Oasen. Ich weiß, auch die „Selfcare“-Routinen werden auf Social Media rauf- und runtergeorgelt. Aber wenn man ehrlich auf sein Leben blickt, merkt man erst, wie wenig Raum man dafür im Alltag eingeplant hat. Und ja, das mit dem „einplanen“ meine ich wirklich so. Wir dürfen uns selbst hier gerne mehr im Wort sein. Viel zu oft nehmen wir uns etwas vor und dann sind wieder gefühlt tausend andere Dinge wichtiger als man selbst.
🍁 Mein Trauer-Impuls für dich
Plane dir bewusst und verbindlich Dinge ein, die dich nähren. Schreib es dir in den Kalender, quasi als Date mit dir selbst. Ich habe mir angewöhnt, mir am Sonntag ein paar „Glitzersteine“ in meine nächste Woche zu werfen. Ob das dann ein heißes Bad mit deinem Lieblingsduft, eine Tasse Kaffee im Sonnenschein, deine Lieblingsmahlzeit oder mal zehn Minuten Stille ohne Ablenkung oder ganz was anderes ist, bleibt ganz dir überlassen. Diese kleinen Rituale sind nur für dich da sind und dir zeigen: Ich darf mich selbst stärken.
Die heilsame Kraft des kreativen Gestaltens
Ich finde den Herbst mit seine Farben, seine Formen und seinem Licht sehr inspirierend und er animiert mich mehr als jede andere Jahreszeit, kreativ zu werden. Vielleicht verdrehst du jetzt die Augen und denkst dir: Ich bin aber so untalentiert! Ja, ich bin auch kein Picasso. Aber kreatives Tun muss nicht perfekt sein, ja noch nicht mal „schön“ – wer immer das auch wie definiert. Es ist aber ein heilsamer Weg, Gefühle zu und sichtbar zu machen und ja, sogar zu transformieren. So entstehen kleine Werke, die dich daran erinnern: Trauer hat viele Schattierungen, und manche davon leuchten heller, als man denkt.
🍁 Mein Trauer-Impuls für dich
Versuche mal, deine innere und äußere Welt aufs Papier zu bringen: male, schreibe ein Gedicht, versuche dich an einer Collage mit den vielen schönen Dingen, die uns die Natur gerade zu Füßen legt oder suche dir ein Motto und fotografiere alles, was dir dazu in den Sinn kommt oder dich unvermutet „anspringt“.
Den Blick für eine schöne Zukunft öffnen
Trauer vernebelt den Blick auf das, was das Leben noch alles für uns bereithalten kann. Gerade zu Beginn der Trauer ist auch kaum etwas anderes möglich und das ist völlig okay. In dieser Zeit geht es vor allem darum, zu realisieren, zu akzeptieren, was geschehen ist, und damit leben zu lernen. Im Laufe der Monate – wann ist bei jedem Menschen anders – beginnt sich auch das Fenster zur Zukunft wieder zu öffen. Ab diesem Zeitpunkt ist es unglaublich wichtig, sich sein weiteres Leben nicht in dunkelschwarz auszumalen, denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es auch so wird.
🍁 Mein Trauer-Impuls für dich
Etwas, das mir sehr geholfen hat, war, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Anfangs waren das nur Kleinigkeiten: eine andere Strecke beim Spazierengehen, ein Rezept, das ich mir zufällig in einem selten benutzen Kochbuch aufgeblättert hatte. Ich hab mir sogar ein T-Shirt in einer Farbe gekauft, die ich eigentlich nicht mag. Es geht dabei nicht um die Aktivität an sich, sondern darum, deinem Hirn zu signalisieren: da ist noch was anderes, etwas das mir Freude bereitet und mich neugierig macht. Mit der Zeit wurden die Dinge immer größer bis zu dem Punkt, an dem ich – wohlüberlegt – meinen Job gekündigt habe, um mir mit meiner Selbständigkeit ein Leben zu gestalten, das viel besser zu mir passt.
Es gibt immer wieder Neues, das dir Lebendigkeit schenkt und du „verrätst“ mit deinem Glück dein Tier nicht. Ganz im Gegenteil: es hat sich immer gewunschen, dass es dir gutgeht.
Schreibimpuls: Was die Farben im Herbst dir erzählen
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit
🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
📝 Schnapp dir jetzt Stift und Papier
Wähle ganz spontan eine dieser wunderbaren Herbstfarbe aus dieser kleinen Palette: Sonnengold, Kürbisorange, Hagebuttenrot, Kastanienbraun, Moosgrün, Nebelweiß, Morgentauglitzer.
Lass dein Bauchgefühl entscheiden, nicht deinen Kopf!
Schreibe drei Sätze zu dieser Farbe, indem du folgenden Impulsen folgst:
Was fällt dir spontan zu dieser Farbe ein?
Welche Erinnerung bringt sie mit?
Was kannst du heute tun, um diese Farbe beglückend in deinen Tag zu holen?
Lies dir dann deinen Text noch einmal durch und unterstreiche, was dich besonders berührt.
Formuliere zum Schluss einen Satz nach folgendem Muster:
„Heute trage ich die Farbe … und sie schenkt mir …“
Alles Liebe 🫶
Claudia
PS.: Im Blogbeitrag „Wie Erinnerungen an unser geliebtes Tier in uns weiterleben“ und in meinem ersten Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ findest du weitere hilfreiche Anregungen, wie du deine Erinnerungen in den schönsten Farben bewahren kannst.






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