Als mein Kater Mucki 2023 starb, hörte ich immer wieder Sätze wie: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ oder „Das wird schon wieder.“ Ich weiß, die Menschen meinten es gut, aber was sie sagten, fühlte sich falsch an. Vielleicht kennst du solche Sätze auch und spürst ebenso wie ich damals: So funktioniert das nicht. Denn Zeit alleine heilt keine Wunden und es wird auch nicht „von selber wieder gut.“ Trauer braucht Raum, Aufmerksamkeit und – was vielleicht noch viel wichtiger ist: sie braucht uns. Wir müssen uns bewusst dafür entscheiden und etwas tun, um das gebrochene Herz zu heilen. Jetzt fragst du dich vielleicht, wie dir das gelingen kann. Ich weiß, dass gerade zu Beginn einen so vieles überfordert. Daher habe ich heute sieben Erkenntnisse für dich, die dir in der Trauer um dein geliebtes Tier helfen können. Bei manchen wirst du zustimmend nicken und bei anderen vielleicht in Widerstand gehen. Das sind dann jene, bei denen sich ein zweiter Blick mit offenem Herzen und Ehrlichkeit dir selbst gegenüber besonders lohnt.
Erstens: Sich dem Schmerz zu ergeben ist kein Zeichen von Liebe
Ich habe kurz überlegt, ob ich wirklich mit dieser Erkenntnis beginne, aber es ist einer der wichtigsten Punkte und kann dir am meisten helfen. Denn wer sich nur im Schmerz vergräbt, ehrt nicht automatisch die Liebe. Liebe misst sich nicht an der Dauer des Schmerzes oder gar daran, wie sehr wir uns an ihn klammern. Sie zeigt sich vielmehr darin, wie wir versuchen mit unserem Liebling im Herzen weiterzuleben – und zwar glücklich. Der Schmerz festigt nämlich nicht die tiefe Verbundenheit mit deinem Tier, sondern untergräbt sie. Der Neurowissenschaftler Jaak Panksepp beschreibt, dass anhaltender seelischer Schmerz in denselben Hirnarealen verarbeitet wird wie körperlicher Schmerz. Wenn dieser Zustand chronisch wird, fährt das Gehirn mit der Zeit als Selbstschutz die emotionale Reaktivität herunter. Das führt zu emotionaler Abstumpfung, zur sogenannten „emotionalen Dissoziation“. Das Erleben wird flacher, die Verbindung zum eigenen Innere – und damit auch zu dem, was einem wichtig ist – geht verloren.
In meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ begleite ich dich einfühlsam durch und aus deinem Schmerz, damit es dir gelingt, eine Verbindung zu deinem Liebling zu knüpfen, die stärker ist als der Tod.
Zweitens: Das, was wir hatten, kommt nicht wieder, aber es kann etwas wunderbares Neues entstehen
Es ist eine der schmerzhaftesten Momente wenn wir erkennen: Nichts bringt die Vergangenheit zurück, der Verlust ist unumkehrbar. Aber das bedeutet nicht, dass alles vorbei ist. Es kann etwas entstehen, das stärker ist als der Tod: eine neue Form der Nähe und eine tiefe Verbundenheit, die nicht mehr an Ort oder Körper gebunden ist, sondern an all das, was wir in unserem Herzen tragen. Diese neue Seelenverbindung entsteht, wenn wir uns selbst die Erlaubnis geben und wenn wir anfangen, mit dem Herzen zu hören und zu sehen.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Antoine de Saint-Exupéry
Drittens: Deine Gefühle wollen gesehen werden
Manchmal ist es der Stress im Außen und manchmal die Angst in uns, die uns daran hindert, genau hinzuspüren. Doch was wir immer wieder wegdrücken, wird zu einer schweren und großen Last für unser Herz. Und irgendwann geht einem die Kraft aus und all die unterdrückten Gefühle platzen auf einmal heraus. Das ist wie wenn du einen Luftballon loslässt, den du versucht hast mit beiden Händen unter Wasser zu halten. Gefühle, die einen Namen bekommen, verlieren hingegen nach und nach ihren Schrecken. Wenn wir anfangen, sie aufzuschreiben, auszusprechen oder auch zu zeichnen verändert sich etwas.
„If you can name it, you can tame it.“
Dr. Daniel Siegel
Viertens: Deine Seele und dein Körper brauchen einander
Trauer sitzt nicht nur im Herzen, sie wohnt in unserem ganzen Körper. In der Brust, die sich eng anfühlt, in den Schultern, die verspannt sind oder in der Müdigkeit, die uns jede Energie raubt. Und doch übersehen wir oft genau diesen Zugang: unseren Körper. Aber schon ein kurzer Spaziergang, eine bewusste Atemübung, eine kleine Yoga-Einheit oder ein Tanz in der Küche helfen. Wer sich bewegt, bewegt auch etwas in sich. Es geht nicht um Fitness, sondern es geht darum, dich wieder zu spüren und dir dadurch ein Stück Lebendigkeit zurückzuholen.
„Körperliche Aktivität kann Menschen in Trauer dabei helfen, ihre Emotionen zu regulieren, Stress abzubauen und wieder ein Gefühl von Kontrolle und Selbstverbindung zu erleben.“
Dr. Emma L. Williams
Fünftens: Wenn wir über den Schmerz reden, wird er leichter
Trauer macht oft einsam. Weil andere nicht wissen, wie sie mit unserem Schmerz umgehen sollen und weil wir selbst oft nicht wissen, wie wir Worte dafür finden können. Aber Schweigen verstärkt das Gefühl, allein zu sein. Ja, es braucht Mut, sich mitzuteilen, aber dieser Mut wird belohnt. Bereits wenn du ein kleines Stück deines Innersten teilst, öffnet sich ein Raum in deinem Herzen, und manchmal ist genau dieser Raum der erste Ort, an dem etwas zu heilen beginnt. Die wöchentlichen Pfotentrauer Online Trauertreffen bieten dir einen sicheren Ort, um mit Menschen, denen es ähnlich geht wie dir, über deine Gefühle zu sprechen.
„Unerzählter Schmerz findet keinen Trost.“
Sigmund Freud
Sechstens: Kleine Schritte haben eine große Wirkung
Du musst nicht gleich den ganzen Weg kennen und du musst auch nicht gleich irgendwas Großes tun. Aber du kannst etwas Kleines tun – am besten gleich heute. Zum Beispiel kannst du dir bewusst Zeit nehmen, in der deine Trauer Raum haben darf. Genauso kannst du aber auch bewusst Momente einplanen, in denen du dir eine Trauerauszeit nimmst und kurz durchschnaufen kannst. Vielleicht magst du ins Kino gehen oder du schreibst dir eine Liste, was dir gut tut, was dich entlastet und was dir Kraft gibt. Vielleicht magst du dir aber auch überlegen, wie du mit den Dingen umgehen willst, die von deinem Tier geblieben sind: Was bleibt bei dir? Was braucht noch Zeit zum Entscheiden? Was bekommt einen besonderen Platz? Jeder noch so kleine Schritt zählt.
„Geh so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort bist, wirst du weitersehen.“
Thomas Carlyle
Ja, ich weiß: Manchmal wirkt die Trauer übermächtig und lähmend. Aber du bist nicht machtlos und Hilfe anzunehmen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen dafür, dass du dir selbst wichtig bist. Gerne begleite ich dich mit meinem 8-wöchigen Online Trauerprogramm „Pfotentrauerreise“ auf deinem Weg.
Siebtens: Du kannst wählen, wie du mit der Liebe für dein Tier weiterlebst
Was passiert ist, kannst du nicht ändern, das liegt nicht mehr in deiner Hand. Aber wie du damit umgehst schon. Du kannst dich darauf fokussieren, was vorbei ist, auf den Tod, den Abschied, all das, was fehlt. Das wird sich unglücklich machen. Oder du schaust auf das, was euch verbunden hat, auf das, was du mitnehmen darfst aus eurer gemeinsamen Zeit und auf das, was in dir weiterlebt. Du kannst denken, es ist alles zu Ende. Oder du entscheidest dich, eine neue Verbindung aufzubauen.
Diese Wahl bedeutet nicht, dass du nicht trauerst. Sie bedeutet, dass du dich entscheidest, deine Liebe in etwas Lebendiges zu verwandeln. Etwas, das dich stärkt und nicht schwächt.
Schreibimpuls: Es liegt in meiner Hand
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit
🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
📝 Greif dann zu Stift und Papier und beantworte dir selbst folgende Fragen:
Wie möchte ich mit meiner Liebe für *Name deines Tieres* weiterleben?
Welche kleine Entscheidung kann ich heute treffen – für mich, für meine Kraft, für die Verbundenheit zu meinem Liebling?
Lies dir dann alles noch einmal durch und unterstreiche, was dich besonders berührt.
Formuliere dann eine stärkende Botschaft an dich selbst, die mit den Worten beginnt:
„Es liegt in meiner Hand …“
Alles Liebe 🫶
Claudia
0 Kommentare