Note für Note: Musik in der Trauer um dein geliebtes Tier

Musik ist im Leben mehr als nur ein Hintergrundrauschen. Sie berührt Herzen und spricht eine Sprache, die alle verstehen. In schwierigen Zeiten fühlen wir uns durch Musik gehalten und hilft sie uns dabei, unsere Gefühle auszudrücken. Insbesondere in der Trauer hat sie die Kraft, uns …
Auf dem Bild sieht man eine weiße Katze am Klavier, die Note für Note anschlägt als Symbol für die Trauer um ein geliebtes Tier.

Diese Woche erhielt ich eine Nachricht von einer meiner Instagram-Followerinnen. Sie fragte mich, woher ich die Musik nehme, die ich immer zu meinen Beiträgen hinterlege, besonders die schöne Klaviermusik sei ihr aufgefallen. Sie meinte auch, ob ich nicht einmal eine Playlist für Trauernde zusammenstellen könnte. Die Idee hat mir sofort gefallen, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Musik ist, wenn es darum geht, Gefühle auszudrücken und die Trauer um ein geliebtes Tier zu verarbeiten. Musik ist im Leben mehr als nur ein Hintergrundrauschen. Sie berührt Herzen und spricht eine Sprache, die alle verstehen. Sie unterstreicht gute Laune und fehlt auf keiner Feier. In schwierigen Zeiten fühlen wir uns durch Musik gehalten und hilft sie uns dabei, unsere Gefühle auszudrücken. Insbesondere in der Trauer hat sie die Kraft, uns dabei zu unterstützen, mit unseren Emotionen besser umzugehen. Doch warum ist das eigentlich so?

 

Wie Musik in der Trauer wirkt 

Musik aktiviert zahlreiche Bereiche in unserem Gehirn gleichzeitig: das emotionale Zentrum, das für die Verarbeitung von Gefühlen zuständig ist, aber auch das Gedächtnis und das motorische System. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Musik ein einzigartiger Schlüssel zur Erinnerung ist. Ein bestimmtes Lied kann uns plötzlich zurück in eine Zeit versetzen, in der wir glücklich waren. Wir sehen vor unserem inneren Auge vertraute Bilder, fühlen vertraute Emotionen. Musik kann aber auch helfen, Schmerzen zu verarbeiten, indem sie beruhigend auf das Nervensystem wirkt und die Ausschüttung von Stresshormonen reduziert.

Wenn du um dein geliebtes Tier trauerst, kommt der Musik eine besondere Bedeutung zu, weil sie es ermöglicht, tief empfundene, oft schwer in Sprache zu fassende Gefühle direkt anzusprechen. Sie hilft uns, das auszudrücken, wofür uns gerade die Worte fehlen und es auf einer anderen Ebene zu begreifen.

 

Musik wie eine Umarmung

Gerade in den intensiven Phasen der Trauer um ihr geliebtes Tier suchen viele Menschen nach Musik, die sie beruhigt, trägt und hält. Diese Art von Musik schafft einen sicheren Raum, in dem wir uns erholen können. Sie schenkt uns Geborgenheit, aber auch schöne Erinnerungen und damit manchmal ein Lächeln. Zugleich vermag diese Art der Musik auch aufgestaute Emotionen zu in uns zu lösen. Wer kennt es nicht, wenn einem bei bestimmten Songs plötzlich die Tränen kommen. In diesem Fall leistet Musik einen wichtigen Beitrag zur emotionalen Entlastung. Meist sind es langsame Klavierstücke, sanfte Streicher oder einfühlsame Balladen, die diese Wirkung auf uns haben. 

Ludovico Einaudis „Nuvole Bianche“ aber auch Johann Sebastian Bachs Orchestersuite Nr. 3 „Air und Bourrée“ und Frédéric Chopins „Nocturne in Es-Dur, op.9 Nr.2“ sind nur ein paar Beispiele. Ich persönliche mag klassische Musik sehr. Sie lässt mich oft besonders tief fühlen. 

 

„And then there are the songs I cannot listen to without thinking of you.“ 

 

Wut und Ärger in Noten 

Die Trauer um dein Seelentier besteht jedoch nicht nur aus Schmerz und Traurigkeit. Meist sind auch Wut und das Gefühl von Ungerechtigkeit ein Teil der Trauerreise. Hier kann Musik helfen, diese intensiven Emotionen auf gesunde Weise herauszulassen. Der Aspekt des „gesund“ ist mir hier besonders wichtig. Immer wieder lese ich, dass Menschen ihren Gefühle mit süchtig machenden Mechanismen begegnen – allem voran Alkohol. Doch Alkohol ist niemals eine Lösung. Ganz im Gegenteil: Alkohol verstärkt das Problem, wird selbst zum Problem und zieht einen Rattenschwanz an weiteren Problemen nach sich. Der Trauer mit Alkohol zu begegnen ist oft der Anfang einer Abwärtsspirale mit unglaublich großer Sogwirkung. 

Vielleicht magst du es nächstes Mal, wenn dich Wut und Ärger überkommen, einmal mit einem der folgenden Musikstücken probieren. 

Songs wie „Fuck You“ von Lily Allen helfen oft, Wut und Ärger abzulassen. Ich kann mich am besten zu „Bella Ciao“ in der Remix-Version von „El Profesor“ abreagieren. Es ist ein Song, der während des Zweiten Weltkriegs von den Partisanen gesungen wurde und sich zu einer Hymne des Widerstands gegen die faschistische Besatzung entwickelte.

Aber auch kraftvolle Kompositionen der klassischen Musik wie Carl Orffs „Carmina Burana (O Fortuna)“ wirken oft kathartisch. Sie bringen die tief in einem brodelnden Gefühle an die Oberfläche und unterstützen dich dabei, sie zu transformieren. 

 

Schüttelmeditation: Stress und Trauer loslassen

Eine besondere Methode zur Bewältigung von Stress und Trauer ist die Schüttelmeditation. Sie basiert auf einer natürlichen körperlichen Reaktion, die auch bei vielen Tieren zu beobachten ist. Nach belastenden Erlebnissen schütteln sich Hunde, Katzen oder Pferde, um Spannungen und Stress abzubauen. Diese Technik, auch bekannt als „Trauma Release Exercise“, wird von einigen Therapeut*innen angewendet.

So funktioniert es: Höre dir ein rhythmisches, energiegeladenes Stück wie „Return of the Tiger“ von Sika an und lasse deinen Körper sich spontan bewegen. Die Idee ist, dass sich aufgestaute Anspannungen durch rhythmisches Schütteln lösen. Indem du dich ganz auf die Musik und die Bewegung einlässt, können sowohl körperliche als auch emotionale Blockaden abgebaut werden. Dieses Ritual hilft dabei, Stress abzubauen und das Gefühl von innerer Freiheit zurückzugewinnen.

 

„Mit der richtigen Musik kannst du alles vergessen – oder dich an alles erinnern.“ 

(Unbekannt) 

 

Musik baut Brücken 

In der Trauer fühlen sich viele Menschen isoliert – von sich selbst, ihrer Umwelt und auch von ihrem geliebten Tier. Musik kann dabei helfen, diese Verbindung wiederherzustellen.

Ein schönes Beispiel aus der klassischen Musik ist Edvard Elgars „Nimrod“ aus den „Enigma Variationen“. Es vermittelt ein Gefühl der Zeitlosigkeit und Verbundenheit, das ich immer als als tröstend empfinde. Lieder wie „Naturaleza“ von Mose oder „You ´ve Got a Friend“ von Carole King schenken Hoffnung und das Gefühl, nicht allein zu sein.

Auch bestimmte Songs, die man mit dem Seelentier verbindet, schaffen eine Brücke zu schönen Erinnerungen. Aus irgendeinem Grund liebte Mucki es zum Beispiel wenn ich „Bridget Jones“ schaute, und er kuschelte sich da besonders oft zu mir. „Someone Like you“ von Van Morrison verbinde ich seitdem immer mit ihm und unseren gemütlichen Abenden auf der Couch.

Dass das alles natürlich auch bei der Trauer um einen geliebten Menschen so ist, liegt auf der Hand. Meine über alles geliebte „Rote Oma“ starb 1998 und noch heute kommen mir die Tränen wenn ich „My Heart will go on“ von Celine Dion höre. Ja, auch gerade jetzt als ich den Link für euch gesucht habe. Denn dieses Lied erklang aus dem Radio der sonst mucksmäuschenstillen Station als meine Oma gerade gestorben war. Ich war so unfassbar traurig und doch sehe ich die Worte „my heart will go on“ auch heute noch als tröstende Botschaft, die sie mir dagelassen hat.

 

„Und wenn die Musik des Lebens aufhört zu spielen, erinnere ich mich daran, dass wir irgendwann wieder zusammen tanzen werden.“ 

 

Tanz dich aus der Trauer 

Vielleicht ist es dir aufgefallen: alle erwähnten Musikstücke eigenen sich auch gut, um dazu zu tanzen. Denn: Musik nicht nur zu hören, sondern sich zu ihr zu bewegen, ist gleich noch einmal so wirkungsvoll. Tanzen hilft dabei, angestaute Emotionen zu verarbeiten und sich mit dem eigenen Körper zu verbinden. Es geht nicht darum, eine perfekte Choreografie hinzulegen, sondern darum, dich frei und ungezwungen zur Musik zu bewegen. Tanzen bringt die Seele in Bewegung und hilft, das zu fühlen, was tief verborgen liegt. Es löst innere Spannungen und verwandelt oft schwere Emotionen in lebendige Energie. Im Tanz finden wir einen Ausdruck für das, wofür uns vielleicht die Worte fehlen und manchmal auch ein Stück inneren Frieden. 

Ich nutze die Musik und das Tanzen oft auch als „Türöffner“ für meine Gefühle und transformiere sie dann in Worte. Mit folgendem kleinen Schreibimpuls möchte ich dich ermuntern, das auch auszuprobieren. 

 

Schreibimpuls: Vom Tanz aufs Papier

⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit.

💃 Suche dir einen Platz, wo du ungestört tanzen kannst.

📝 Lege dir Stift und Papier bereit.

📻 Wähle ein Lied aus, das dich gerade anspricht. Es kann eines der oben genannten Musikstücke sein oder du kannst auch ein persönliches Lied auswählen, das gerade gut zu deiner Gefühlslage passt.

🎶 Lass die Musik auf dich wirken und bewege dich frei dazu. Tanze so, wie es sich für dich richtig anfühlt. Es gibt keine Regeln. Du kannst dich schütteln, springen oder sanft wiegen. Wichtig ist, dass du dich von der Musik leiten lässt und deinen Emotionen Ausdruck verleihst. Versuche, dich der Musik ganz hinzugeben.

✍️ Greife anschließend zu Stift und Papier und schreibe ungefiltert alles nieder, was dir in den Sinn kommt. Das können Gedanken, Bilder, Erinnerungen oder Gefühle sein, die beim Tanzen aufgetaucht sind. Es spielt keine Rolle, ob es zusammenhängend oder geordnet ist. Schreib einfach auf, was gerade da ist.

👀 Lies dir das Geschriebene in Ruhe durch. Spüre, welche Worte und Sätze dich besonders berühren oder dir wichtig erscheinen. Vielleicht findest du darin das Wesentliche, das dir im Moment am meisten bedeutet.

💌 Verdichte deine Gedanken zu einem Elfchen. Ein Elfchen ist ein kurzes Gedicht mit genau elf Wörtern. Es hilft dir, die wichtigsten Gedanken und Gefühle auf den Punkt zu bringen.

 

Die Struktur eines Elfchens sieht so aus:

Erste Zeile: Ein Wort

Zweite Zeile: Zwei Wörter

Dritte Zeile: Drei Wörter

Vierte Zeile: Vier Wörter

Fünfte Zeile: Ein Wort 

 

Ein Beispiel:

Wut

Tobt laut

Durch mein Herz

Doch ich bin stärker

Frieden

Nimm dein Elfchen als Abschluss und Symbol für das, was du im Tanz und Schreiben verarbeitet hast. Nimm dir einen Moment der Ruhe, bevor du zurück in den Alltag gehst.

Wie fühlst du dich jetzt? 

 

Alles Liebe 🫶

Claudia

 

 

In liebevoller Erinnerung

Während ich diesen Blogbeitrag schreibe, erreicht mich die Nachricht vom Tod eines ganz besonderen, wunderbaren Menschen und einem liebenswerten Mitglied der Pfotentrauer Gruppe. 😢

 

Liebe Pia,

ich bin so dankbar, dass ich dich kennenlernen durfte und werde dich für immer in meinem Herzen ♥️ tragen. Die Pfotentrauer -Gruppe vermisst dich.

Dieses Lied ist für dich, deine Lisa 🐈‍⬛, Krümel 🐈‍⬛ und deine Cockerspanielhündin Tina 🐕 – die, so hast du einmal geschrieben – bei diesem Song immer wie ein Wolf mitgeheult hat.

Nun seid ihr alle wieder vereint. 🌟

In liebevoller Erinnerung

Claudia

 

 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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