„Was bedeut es, glücklich zu sein?“ Zu dieser Frage hatte ich letzten Sonntag einen wunderbaren Austausch mit einer lieben Freundin. Ausgangspunkt war, dass sie es mitfühlend schade für mich fand, dass ich in Paris war und es wie aus Eimern schüttete. Als ihre Nachricht mich erreicht, lag ich gemütlich im Bett und der Regen prasselte auf das Dachfenster meines schnuckeligen Appartements hoch über den Dächern von Paris. Ich fühlte mich geborgen, heimelig und war erfüllt von innerem Frieden. Unterschiedlicher hätten unsere Empfindungen zu diesem Regentag in Paris nicht sein können. Für mich war es einer dieser Momente, die zeigen, dass Glück oft im Kleinen liegt – in einem Augenblick der Stille, der Wärme und Dankbarkeit. Beseelt von diesem Moment machte ich mir ein gutes Frühstück, schaltete meine Lichterkette ein und vertiefte mich ins Schreiben. Ich wurde an diesem Tag einmal mehr daran erinnert: Glück ist meist nicht etwas Großes, Schillerndes. Es entsteht oft vielmehr durch einen liebevollen Blick auf die Dinge. Und dadurch, dass wir uns bewusst werden, was wir haben. Inspiriert von unserem kleinen Chat entstand dieses Seelenfutter. Denn gerade in Zeiten der Trauer um ein geliebtes Tier ist es wichtig, den Blick für die kleinen Momente des Glücks nicht zu verlieren.
Momente des Glücks in der Trauer um dein Tier: Ja, die gibt es
„Glück ist eine Mischung aus Dankbarkeit, Zufriedenheit und Freude an den kleinen Dingen des Lebens.“ So lautet sinngemäß einer der wichtigsten Botschaften von Sonja Lyubomirsky in ihrem Buch “Glücklich sein”. Glück und Trauer können nebeneinander existieren. Sie sind kein Widerspruch, sondern ein Zeichen der Tiefe unserer Gefühle, ein Beweis für die Vielfalt des Lebens.
Ich weiß, dass das für einige von euch im Moment unvorstellbar ist. Gerade wenn der Verluste des geliebten Tieres noch frisch ist, klingt das wahrscheinlich wie ein Hohn. Darum ist es mir wichtig zu sagen:
Ich will damit die Trauer nicht wegreden oder dich dazu auffordern, sie zu übergehen – ganz im Gegenteil! Es ist eine Einladung an dich, Raum für beides zu schaffen: für den Schmerz und für die Momente, die trotz allem hell und schön sind, wenn man sich erlaubt, Herz und Augen dafür zu öffnen.
Auch in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ greife ich diesen Gedanken immer wieder auf. Die Positive Psychologie, deren wichtige Botschafterin Lyubomirsky ist, zieht sich auch wie ein roter Faden durch mein Buch. Es geht darum, die Hoffnung zu sehen, den Wert des Moments zu erkennen und zu verstehen, dass Schmerz und Glück zwei Seiten derselben Medaille sind.
Hier kannst du einen Blick ins Buch werfen.
Weihnachten, Trauer und die kleinen Glücksmomente
Die Adventzeit ist für viele eine emotionale Zeit. Sie kann Geborgenheit, Freude und Zusammenhalt bedeuten. Aber sie kann dich auch stressen, einsam fühlen lassen und dich besonders daran erinnern, wie sehr dein Liebling dir fehlt. Der leere Platz unter dem Weihnachtsbaum, die Erinnerung an gemeinsame Rituale, die nun nicht mehr möglich sind, das schmerzhafte Bewusstsein, dass ein Jahr ohne dein geliebtes Tier zu Ende geht. Gerade für Trauernde ist der Dezember oft besonders herausfordernd.
Doch genau in dieser emotional intensiven Zeit liegt auch die Chance, den Blick bewusst auf die kleinen Momente des Glücks zu richten. Ein Spaziergang im Schnee, das warme Licht einer Kerze, der Duft von Zimt und Gebäck, ein heißes Bad, ein gutes Buch oder eben der prasselnde Regen am Fenster während man selbst es warm und kuschelig hat. Es sind die kleinen Dinge, die uns in der Trauer Trost spenden, die leisen oder als selbstverständlich empfundenen Momente.
Glück ist ein „Tun“- Wort
Ich will dich jetzt nicht mit abgedroschenen Sätzen wie „Jeder ist seines Glückes Schmied“ quälen. Auch ich verdrehe die Augen, wenn ich sie höre. Nicht weil sie nicht wahr wären, sondern weil sie oft so leicht dahingesagt werden, ohne die emotionalen Bedürfnisse des Menschen zu berücksichten. Doch ich bin davon überzeugt, dass einer der wichtigstes Schlüssel für Glücksempfinden die Verantwortung ist, die wir selbst dafür tragen. Natürlich gibt es Schicksalsschläge und Verluste, die uns in ein tiefes Loch reißen und der Tod deines Lieblings ist so einer. Da gibt es nichts schönzureden. Doch langfristig ist es wichtig, die Verantwortung für das eigene Glück nicht abzugeben.
Selbst in der Trauer können wir wählen, wie wir unsere Tage gestalten, worauf wir den Fokus legen und welchen Dingen, Menschen und Momenten wir Aufmerksamkeit schenken oder entziehen.
Wenn wir uns bewusst für kleine Glücksmomente entscheiden, bedeutet das nicht, dass wir den Schmerz verdrängen. Es bedeutet, dass wir das Leben mit all seinen Facetten annehmen, auch das Schöne sehen und uns selbst erlauben, Augenblicke des Glücks zu genießen. Viele denken, das sei eine Art Verrat an ihren Seelentieren, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Unsere Lieblinge haben uns bedingungslos geliebt. Sie wollten nichts mehr, als dass wir glücklich sind und haben alles dafür getan. Dieses Geschenk können wir weitertragen, in ihrem Gedenken und für uns selbst. Ich habe Mucki jedenfalls versprochen, glücklich zu sterben. Und nachdem wir nie wissen, wann es soweit ist, versuche ich jeden Tag, auch glücklich zu sein. Ja, das kleine Wörtchen „auch“ ist mir hier wichtig. Denn es ist niemals alles nur schön und glücklich. Diese „toxische Positivität“ lehne ich ab. Genauso wenig ist aber jeder Tag nur schlecht.
Warum Hoffnung und Glück untrennbar sind
Trauer ist nicht nur Verlust, sie ist immer auch Liebe. Diese Liebe trägt auch die Fähigkeit zur Hoffnung in sich. Hoffnung ist der Raum, in dem Schmerz und Freude nebeneinander existieren können. Es geht darum, diese Hoffnung zu sehen und noch viel wichtiger, zu fühlen. Sie ist die Brücke zu einem Leben, das den Tod deines geliebten Tieres als großen Verlust anerkennt, und dir zugleich erlaubt, wieder freudige und glückliche Momente in dein Leben einzuladen.
Eine Brücke zum Glück in deinem Leben
Trauer bedeutet also nicht, dass wir nie wieder glücklich sein können und dürfen. Sie bedeutet vielmehr, dass wir lernen, beides nebeneinander zuzulassen, ja manchmal auch zu verbinden und aus der Trauer Schönes zu schaffen. Mein Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“, ist doch ein schönes Beispiel dafür, oder? 😉 Alle, die es kennen, wissen, wie wichtig mir das Brückenbauen zwischen dem „alten“ und dem „neuen“ Leben ist. Da wir unser altes Leben nie wieder (ja, ich weiß, das tut unglaublich weh) zurückbekommen, ist diese Brücke der einzige Weg, um unser geliebtes Tier auch mit in unser neues Leben zu nehmen.
Glück ist eine Entscheidung – eine Entscheidung, die wir Tag für Tag treffen. Das bedeutet nicht, den Schmerz zu ignorieren, sondern dir zu erlauben, trotz des Schmerzes auch das Schöne zu sehen.
Doch wie können wir diese Momente des Glücks finden, sehen und uns selbst schenken? Am Anfang steht die wohl wichtiges Frage, die wir uns viel zu selten stellen und beantworten: Was macht mich wirklich glücklich?
Daher lade ich dich heute ein, genau das zu tun.
Schreibimpuls: 100 Dinge, die mich glücklich machen
Ja, du hast richtig gelesen: 100
Bevor du nun aufgibst, bevor du angefangen hast, glaube mir, das ist leichter als du denkst. Diese „Liste des Glücks“ hat mir selbst oft geholfen, den Blick zu öffnen und mir die Fülle bewusst zu machen, die selbst in schwierigen Zeiten da ist.
🕰️ Schau, dass du die nächsten 30 Minuten ungestört bist (ja, länger wird´s nicht dauern)
🛋️ Mach es dir gemütlich
📝 Greif zu Stift und Papier
Beginne, indem du den Satz: „Glücklich macht mich …“ oben auf die Seite schreibst – und dann schreib als Liste alles auf, was dir in den Sinn kommt (am besten nummerierst du es gleich durch).
Versuche, nicht darüber nachzudenken, warum und weshalb es dich glücklich macht, hinterfrage es nicht – schreib!
Am Anfang kommen dir vielleicht einfache Antworten: ein gutes Buch, ein Spaziergang, eine Umarmung. Doch wenn du weiterschreibst, wirst du merken, dass du auch Momente des Glücks entdeckst, die dir vielleicht nicht so bewusst waren.
Es ist auch völlig okay, wenn manche Dinge mehrmals auf der Liste stehen – deren Bedeutung für dein Leben ist dann wohl besonders groß.
Ich freue mich sehr, wenn du in der Pfotentrauergruppe auf Facebook ein paar deiner Dinge teilst, die dich glücklich machen!
Und noch mehr freue ich mich, wenn du dir heute EINES davon gönnst.
Alles Liebe
Claudia
PS.: In „Schritt für Schritt zu neuem Lebensglück“ kannst du mehr über den Weg in dein neues Leben mit deinem Liebling im Herzen lesen.
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