Letzen Montag, am 13. Jänner, war Muckis zweiter Todestag. Den ersten Todestag habe ich in Norwegen verbracht. Heuer wollte (und konnte) ich ihn zum ersten Mal zu Hause verbringen. Wenn du mir auf Facebook oder Instagram folgst, weißt du, wie ich ihn begangen habe. Darum geht´s im heutigen Seelenfutter weniger um Mucki und mich, sondern vielmehr um den Todestag deines Lieblings, die Trauer um dein geliebtes Tier. Es soll dich unterstützen und dir helfen, diese Tage nicht nur „irgendwie zu überstehen“, sondern sie bewusst zu gestalten.
Denn: Den Tod eines Seelentieres zu verarbeiten, ist oft eine große Herausforderung und besonders der Jahrestag des Abschieds ist oft ein Tag voller Emotionen, die einen leicht überfordern können. Plötzlich spürst du die Trauer wieder ganz nah, die Leere wird förmlich greifbar, und all die Erinnerungen an das gemeinsame Leben sind besonders intensiv. Und genau diese Erinnerungen können dir auch Kraft geben und den Tag zu einem besonderen Moment der Liebe machen. In diesem Seelenfutter schauen wir gemeinsam, wie du mit solchen Tagen umgehen kannst, was dir helfen könnte und wie du vielleicht eine neue Perspektive darauf findest.
Der erste Todestag: Eines der schwersten aller „ersten Male“ in der Trauer um dein geliebtes Tier
Der erste Todestag deines geliebten Tieres ist oft das härteste „erste Mal“ von vielen. Nach dem Abschied gibt es unzählige Momente, die dich unvorbereitet treffen – das erste Mal, wenn du nach Hause kommst und niemand an der Tür auf dich wartet. Der erste Spaziergang, der ohne das vertraute Herumtollen an deiner Seite seltsam leer wirkt. Die erste Nacht, in der das leise Schnurren oder das Gewicht des kleinen Körpers fehlt, das dich immer beruhigt hat. All diese „ersten Male“ sind schmerzhaft, aber der erste Todestag bündelt all diese Gefühle noch einmal in einem einzigen, intensiven Moment.
Dieser Tag bringt nicht nur die Trauer zurück, sondern oft auch das Gefühl, wieder am Anfang zu stehen. Es kann sich so anfühlen, als wäre der Verlust noch ganz frisch. Manchmal fragst du dich vielleicht, ob es wirklich SCHON ein ganzes Jahr her ist – oder ob es wirklich NUR ein Jahr her ist, weil der Schmerz sich so schwer und unendlich groß anfühlt. Dieser Tag reißt oft die Wunde wieder auf, die sich in den Monaten davor ein wenig zu schließen begann.
Ein Tag, an dem die Zeit dir unerbittlich erscheint
Viele Menschen erzählen, dass sie sich an diesem Tag völlig überwältigt fühlen. Der erste Todestag ist ein schmerzhafter Meilenstein, weil er dir vor Augen führt, wie sehr sich dein Leben verändert hat, seit dein geliebtes Tier nicht mehr da ist. Und dieser Tag ist auch deshalb oft besonders schwer, weil er sich anfühlt wie ein endgültiges „erstes Mal“: Das erste vollständige Jahr ohne all die kleinen Momente, die euer Leben so besonders gemacht haben.
Ab dem Morgen beginnt das erste Jahr, in dem du keine gemeinsamen Erinnerungen mehr mit deinem Liebling schaffen kannst. Er starb nicht „heuer“ sondern „letztes Jahr“ – ein Gedanke, der für viel mit dem Gefühl verbunden ist, dass die gemeinsame Vergangenheit in weite Ferne rückt. Zeitlich stimmt das natürlich, doch emotional muss es das nicht bedeuten, wiewohl es wichtig ist, sich in Liebe und nicht in Schmerz mit deinem Seelentier zu verbinden.
Oft ist es auch, als würdest du an diesem Tag alle „ersten Male“ noch einmal durchleben: Das erste Mal, dass du allein spazieren gegangen bist. Das erste Mal, dass du im Kalender an seinem Geburtstag vorbeigeblättert hast, ohne Pläne zu machen. Das erste Weihnachten, das dir unvollständig vorkam, weil die kleine Pfote fehlte, die immer neugierig nach Geschenken suchte.
Der erste Jahrestag bringt all diese Momente zusammen und konfrontiert dich mit der Tatsache, dass dein Leben für immer anders ist.
Gleichzeitig zeigt dir der erste Todestag aber auch, wie wichtig dein geliebtes Tier für dein war. Die Intensität des Schmerzes spiegelt die Tiefe der Liebe wider, die du empfunden hast – und noch immer empfindest. An diesem Tag kann es unglaublich schwer sein, durch die Trauer hindurch die schönen Erinnerungen zu sehen. Aber vielleicht, wenn du dir die Zeit nimmst, spürst du inmitten der Tränen auch die Dankbarkeit: für all die Jahre, die ihr zusammen hattet, für die unzähligen ersten Male, die Freude und Lachen brachten, und für die tiefe Verbundenheit, die euch für immer verbindet.
Auch in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ widme ich diesem besonderen Tag und wie du ihn liebevoll gestalten kannst, viel Raum.
Der zweite Todestag deines geliebten Tieres: Zwischen leiser Wehmut, Liebe und Dankbarkeit
Der zweite Todestag fühlt sich oft schon ganz anders an und lädt dich dazu ein, den Blick weg vom Schmerz und hin zu eurer bleibenden Liebe zu wenden, zu der Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und den wundervollen Momenten, die euch für immer verbinden. Vielleicht ist der Schmerz noch da, und das ist völlig in Ordnung. Meist hat er sich in den beiden Jahren jedoch gewandelt und wurde von einem vernichtenden Gefühl zu einem der leisen Wehmut. Was liegt also näher, als den Blick auf das zu wenden, was dein Liebling in und für dein Leben bewirkt hat. Er war nicht nur ein wunderbarer Begleiter, sondern er hat dich vielleicht durch schwere Zeiten getragen und dir unzählige kostbare Momente und Erinnerungen geschenkt. Warum sollte all das nicht im Mittelpunkt stehen?
Die richtigen Fragen stellen
So könntest du diesen Tag als Chance sehen, den Fokus bewusst zu verschieben. Folgende Fragen können dir dabei helfen:
Wie möchte ich mich an diesen Tag erinnern?
Was kann ich tun, um die Verbindung zu meinem Tier in Liebe statt Schmerz zu pflegen?
Wie möchte ich, dass unsere gemeinsame Geschichte mich im Alltag begleitet?
Was brauche ich, um den Schmerz loslassen zu können?
Welches Vermächtnis hat mein Liebling mir hinterlassen? (Du weißt: Pfotentrauer ist Muckis Vermächtnis an mich)
All diesen und vielen weiteren Fragen rund um deine Trauer widmen wir uns auch jeden Dienstag in den Online Trauertreffen via Zoom. Alle Informationen, Termine und Anmeldung findest du HIER.
Diese Entscheidung für einen liebevollen und positiven Blick kann dir helfen, den Todestag auch in ein Symbol der Liebe, Dankbarkeit und Verbundenheit zu verwandeln.
Auch wenn du den Impuls verspürst, über deine Gefühle hinweg zu gehen: Nimm dir bewusst Zeit für ein kleines Ritual und einen liebevoller Moment für dich allein. Vielleicht zündest du eine Kerze an, siehst dir Fotos oder Videos an, die dich zum Lächeln bringen, oder gehst einen Spaziergang entlang eurer Lieblingsroute. Es kann auch hilfreich sein, einen Brief an dein Tier zu schreiben, um all die Liebe, die du empfindest, in Worte zu fassen. Worte sind so kraftvoll und heilsam.
Du hast es in der Hand, wie du auf diesen Tag blicken möchtest. Er kann ein Tag des Schmerzes sein oder ein Tag der Liebe, an dem du dich bewusst daran erinnerst, was dein geliebtes Tier dir alles geschenkt hat.
Vielleicht denkst du daran, wie dein Hund dich mit seinem aufgeregten Schwanzwedeln immer wieder zum Lachen gebracht hat, oder an die sanfte Art, mit der sich deine Katze an dich geschmiegt hat. Diese Momente gehören dir für immer. Der zweite Jahrestag kann ein Tag sein, an dem du diese Erinnerung hochleben lässt.
Indem du die Dankbarkeit in den Vordergrund stellst, veränderst du die Perspektive. Dein Liebling hat dir so viel gegeben: Liebe, Trost und Freude. Vielleicht ist dieser Tag die perfekte Gelegenheit, dir selbst bewusst zu machen, dass diese Liebe für immer ein Teil von dir ist. Du kannst diesen Tag gestalten, wie es für dich am besten passt, aber eines ist sicher: Eure Verbundenheit bleibt, niemand kann sie dir jemals nehmen.
Der Blick auf den Todestag deines geliebten Tieres macht den Unterschied
Vielleicht denkst du jetzt: „Wie bitte soll ich an einem Todestag positiv denken?“ Und das ist verständlich. Es geht auch nicht darum, irgendetwas „schönzureden“, dieser Tag war unglaublich schmerzhaft. Aber mit etwas Abstand hilft es, die Perspektive zu wechseln. Was, wenn dieser Todestag nicht nur ein Tag der Trauer um dein geliebtes Tier ist, sondern auch ein Tag, der dich an all eure wunderbaren Momente an diesem besonderen Tag erinnert?
Wie ich das meine?
Ein Beispiel: Mucki war mehr 16 Jahre lang an meiner Seite. Das heißt, wir haben 16 gemeinsame 13. Jänner erlebt. 16 Mal ein Tag, der einfach voller Liebe, Nähe, Verbundenheit und Freude war.
Kannst du dir erlauben, diese Erinnerungen bewusst in den Vordergrund zu holen?
Schreibimpuls: „Mein Blick auf diesen Tag“
⏰ Nimm dir zumindest 15 Minuten Zeit
🛋️ Schau, dass du ungestört und bist und mach des dir gemütlich
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus, um im Moment anzukommen
📝 Greif dann zu Stift und Papier und schreib auf, wie du diesen Jahrestag sehen möchtest. Stell dir vor, du kannst wählen: Soll der Tag dich nur an den Verlust erinnern oder auch an die vielen wunderbaren Tage und eure Liebe, die für immer in deinem Herzen wohnt? Was möchtest du deinem Liebling an diesem Tag sagen? Welche schönen Momente möchtest du dir in Erinnerung rufen? Wie könntest du diesen Tag so gestalten, dass er dir dabei hilft, die Liebe in der Vordergrund zu stellen?
Schreib einfach darauf los. Es muss nicht perfekt oder „vollständig“ sein – dein Moment, deine Gedanken, dein Weg.
Wenn du das Gefühl hast, fertig zu sein, lies dir alles noch einmal in Ruhe durch. Unterstreiche, was dein Herz besonders berührt.
Wenn du magst, formuliere daraus dann eine Botschaft an deinen Liebling.
Und denk bitte immer daran: Trauer braucht Raum. Sie ist kein Feind, sondern ein Teil des Lebens. Und Todestage, so schmerzhaft sie sind, können dir auch zeigen, wie tief die Liebe zwischen dir und deinem Seelentier ist. Und das ist etwas, das bleibt. Für immer.
Alles Liebe 🫶
Claudia
PS.: Wie ich Muckis ersten Todestag in Norwegen verbracht habe, kannst du in „Ein Jahr ohne dich“ nachlesen.
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