Viele Menschen fürchten den Winter mit den langen Nächten und den grauen Tagen an denen man glaubt, die Sonne sei für immer verschwunden. Doch vielleicht ist der Winter gar kein Gegner deiner Trauer, sondern deiner Verbündeter.
Weil er nichts von uns verlangt. Weil er uns erlaubt ruhiger zu sein und weil in dieser Stille manchmal mehr Trost wohnt, als wir denken.
Wenn ein geliebtes Tier gestorben ist, scheint die Welt ohnehin stillzustehen. Der Winter spiegelt dieses Innehalten auf eine Weise wider, die manchmal wohltuend ist. Die Natur zieht sich zurück, das Leben läuft langsamer, und vieles, was uns im Sommer nach außen zieht, fällt weg. Es bleibt, wenn wir uns dem Weihnachtsstress verweigern, mehr Raum für uns und für das, was an Gefühlen gerade da ist – sowohl für jene, die noch wehtun als auch für jene, die uns in Liebe mit unserem Tier verbinden.
Wenn du magst, schauen wir uns das doch gemeinsam mal näher an.
Fünf Gründe, warum der Winter dir in der Trauer um dein Tier helfen kann
Weil Rückzug im Winter leichter möglich ist
Im Winter ist es selbstverständlich, sich einzukuscheln, abzusagen, zuhause zu bleiben. Niemand erwartet, dass man „rausgeht, weil es doch so schön ist“ und der See oder der Eissalon rufen . Das erleichtert vieles, gerade, wenn Herz und Seele vom Verlust so erschöpft sind.
Während im Frühling und Sommer das Leben draußen tobt, dürfen wir im Winter ungestört unser Tempo finden. Die geliebte Kuscheldecke – vielleicht sogar die deines Lieblings – eine Tasse Kakao, ein gutes Buch oder Stift und Papier, um deinen Gefühlen Aufmerksamkeit und Raum zu schenken.
„Wenn der Winterzauber unsere Seele heilt, ist Hoffnung nicht mehr weit.“
Beat Jan
Weil Erinnerungen in der Stille lebendiger werden
Wenn draußen weniger Ablenkung ist, tauchen in Inneren mehr Bilder auf. Es ist, als würde das Herz in dieser Zeit besonders viel Nähe suchen. Manchmal kommt Wehmut, ja und auch schmerzhafte Erinnerungen bahnen sich ihren Weg. Aber es gibt auch Tausende schöne Erinnerungen an die kleinen, hellen und wärmenden Momente der gemeinsamen Zeit. Vielleicht ist genau jetzt im Winter die Zeit, diesen Erinnerungen Raum geben. Sie dürfen sich setzen, neu ordnen, und langsam von Schmerz zu Wärme wandeln.
Wenn du magst, findest du in meinem Erinnerungsbuch „Weil du in meinem Herzen weiterlebst“ nicht nur einen liebevoll gestalteten Ort für Gedanken, Gefühle, Fotos, Pfotenabdrücke und Schnurrhaare, sondern auch hilfreiche Anregungen, um diese Erinnerungen besonders lebendig zu bewahren.
Weil kleine Rückzugs-Rituale Halt geben
Der Winter ist eine Zeit voller Rituale: Kerzen anzünden, Tee kochen, Lichterketten einschalten, Kekse backen oder bestimmte Filme ansehen, die einfach zur Vorweihachtszeit dazugehören. Diese Wiederholungen strukturieren die Tage. Wer trauert, braucht genau das: kleine Anker, die Sicherheit geben, wenn das vertraute Leben weggebrochen ist. Und manchmal wird ein solches Ritual zu einer Brücke zum geliebten Tier: eine Kerze für den Liebling anzünden, den Lieblingsfilm mit seiner Kuscheldecke schauen oder ein liebgewonnenes Winterritual auch mal alleine machen. Ja, das kann anfangs wehtun, aber es sind auch kleine Gesten, die sagen: Ich denke an dich, und du lebst für immer in meinem Herzen.
Mucki hat zum Beispiel unseren großen Weihnachtsbaum so geliebt, dass er quasi den Winter über darunter gewohnt hat. (Schon während ich das schreibe, muss ich lächeln.) Seit seine Pfoten diese Erde verlassen haben, gibt es nicht nur herinnen diesen Christbaum, sondern auch einen zweiten draußen auf der Terrasse – geschmückt mit Kugeln, Licherkette und Vogelfutter. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es da an manchen Tagen zugeht und ich weiß, Mucki hätte das wunderbar gefunden.
Weil Nähe spürbarer ist, wenn man mehr Zeit für sich hat
Im Sommer tobt das Leben mehr und die Welt bewegt sich irgendwie schneller. Im Winter dagegen ist oft mehr Zeit, um nach innen zu hören und oft entsteht dabei das Gefühl, dass einem das geliebte Tier näher ist als sonst. Mir zumindest geht es Jahr für Jahr so. Mucki ist ist fühlbar näher in einer besonderen Form von Gegenwart, die sich kaum in Worte fassen lässt. Wenn auch du in dieser Zeit das Gefühl hast, dass dein Liebling „da“ ist: Zweifle nicht daran, es ist eure Liebe, die eine andere Sprache gefunden hat.
„Schneeflocken sind die Schmetterlinge des Winters.“
Weil man weniger das Gefühl hat, seine Trauer verstecken zu müssen
Im Winter ist kaum jemand permanent fröhlich (im Sommer eh auch nicht, aber es kommt einem oft so vor). Man „darf“ sich ohne große Erklärungen zurückziehen, müde und nachdenklich sein. Grundsätzlich darf man das natürlich immer, aber ich erzähle dir sicher nichts Neues, wenn ich dir sage, dass es in der kalten und grauen Jahreszeit weniger auffällt, weil selbst die größte Frohnatur ab und an unter Winterblues leidet. Das Leben um dich herum wird als Ganzes langsamer und auch die Natur macht Pause. Das ist nicht nur das Ende von etwas, sondern auch die Vorbereitung für das neue Erwachen im Frühling.
Trauer funktioniert ähnlich, wenn natürlich nicht zwangsläufig an Jahreszeiten gebunden. Auch sie markiert nicht nur ein Ende, sondern trägt ebenso einen Neubeginn in sich. Und so wie die Natur sich sammelt, bevor sie neu austreibt, sammelst du gerade Kraft für das, was an neuem, schönem Leben auf dich wartet.
In meinem einfühlsamen Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ beschreibe ich genau dieses behutsame Heilen, damit Trauer kein ewiger Schmerzzustand bleibt, sondern zu einem Weg wird, auf dem eure Liebe und Verbundenheit neue Gestalt findet.
„In den Tiefen des Winters erfuhr ich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt.“
Albert Camus
Schreibimpuls: Trauer zwischen Kälte und Wärme
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit und schau, dass du ungestört bist
🪟 Öffne ein Fenster un atme die kalte Luft ein: klar, frisch, vielleicht sogar ein bisschen beißend. Nimm drei tiefe Atemzüge und spüre diese Kälte bewusst. Achte auf deinen Körper, auf deinen Atem, auf deine Gedanken.
🪑 Rück dir dann einen Stuhl ans offene Fenster und schreibe drei Minuten lang darüber:
Was verändert sich in dir, in dieser Kälte?
Welche Erinnerungen kommen, welche Gefühle?
Lass alles auf das Papier fließen, ohne zu bewerten oder zu erklären.
Dann schließe das Fenster.
🛋️ Hol dir eine Decke, vielleicht auch eine Tasse Tee, Kaffee oder Kakao – etwas, das dich wärmt und mach es dir auf dem Sofa gemütlich.
Wenn dir wieder warm ist, schreibe drei Minuten über diese Wärme.
Wie fühlt sie sich an?
Wo breitet sie sich aus?
Welche Gedanken, Bilder oder Erinnerungen werden jetzt lebendig?
Lies dir dann beide Texte noch einmal durch und schreib ganz spontan einen Satz, der beides in sich vereint: Kälte und Wärme, Schmerz und Liebe, Vermissen und Verbundenheit.
Denn du darfst darauf vertrauern, dass es im Leben immer ein „UND“ gibt. Jene Menschen, die auch nur ein einziges Mal bei einem der dienstäglich Online Trauertreffen dabei waren, wissen, dass „UND“ mein Lieblingswort ist. Es ist für mich das wichtigste Wort im Leben allgemein und vor allem auch in der Trauer, denn dort entfaltet es Seine besondere Heilkraft.
Alles Liebe 🫶
Claudia






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