Selbstliebe statt Überforderung in der Trauer um dein Tier

Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bleibt nicht nur ein leerer Platz. Da ist oft auch eine große Unruhe im Herzen, in den Gedanken und im Körper. Viele Menschen schreiben mir: „Ich funktioniere irgendwie, aber ich komme gar nicht dazu, wirklich zu trauern.“ Und das ist etwas, das das die Trauer um ein geliebtes Tier sehr […]
Auf dem Bild sieht man eine rote Katze mit eindringlichem Blick, so als würde sie sagen: Selbstliebe statt Überforderung in der Trauer um dein Tier

Wenn ein geliebtes Tier stirbt, bleibt nicht nur ein leerer Platz. Da ist oft auch eine große Unruhe im Herzen, in den Gedanken und im Körper. Viele Menschen schreiben mir: „Ich funktioniere irgendwie, aber ich komme gar nicht dazu, wirklich zu trauern.“ Und das ist etwas, das das die Trauer um ein geliebtes Tier sehr verstärken kann. Wir fühlen uns innerlich wie gelähmt und gleichzeitig treiben wir uns an, ständig irgendetwas zu tun.
Dinge erledigen, Ordnung schaffen, funktionieren oder gar „richtig“ zu trauern. Die Wohnung ist sauber, die Arbeit erledigt, Freund*innen und Familie sind glücklich, aber das eigene Herz bleibt leer. Statt sich  in der Trauer um eine geliebtes Tier selbst mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen rutschten viele in die Überforderung.

 

Was genau überfordert eigentlich?

Es ist nicht nur „die Trauer“ an sich, es sind die vielen Erwartungen, die sich an sie dranhängen. Die eigenen, die von außen und die, die wir gar nicht bewusst wahrnehmen: Der Anspruch, das Richtige zu tun. Die Pflicht, stark zu sein. Der Wunsch, das Andenken zu bewahren. Und daneben läuft der Alltag weiter, als wäre nichts geschehen. Wir hetzen von einer Aufgabe zur nächsten, während innerlich alles stehen geblieben ist. So lange bis unsere Seele endlich laut STOPP ruft.

In Wahrheit bräuchte es oft nur eines: Weniger. Weniger Anspruch, weniger Reize und vor allem weniger „Ich sollte“.

 

Trauer braucht Raum und nicht Termine.

 

Du darfst weglassen, was zu viel ist  

Jedem Menschen ist in bestimmten Momenten etwas anderes zu viel. Oftmals merken wir nicht einmal, was es genau ist. Wir verspüren vielmehr eine allumfassende Müdigkeit und Erschöfpung, Lustlosigkeit, Resignation oder es macht sich eine diffuse, immer stärker werdende Angst breit. 

Sehr oft ist es einer oder eine Kombination folgender Ansprüche von anderen oder sich selbst, die dabei eine Rolle spielen:

 

Der Druck, „etwas aus dem Tag zu machen“

Viele Menschen erleben nach dem Verlust ihres Tieres einen inneren Antreiber, der sagt: „Jetzt musst du aber trotzdem das Beste aus deinem Tag machen.“ Du sollst aufstehen, dich bewegen, Dinge erledigen, etwas unternehmen, vielleicht sogar ein paar Tage nach dem Tode deines Lieblings „dankbar sein für das, was war“. Daraus resultiert oft das Gefühl der Überforderung in der Trauer um das geliebte Tier.

Also was wäre, wenn du einfach nur sein dürftest, wenn du nichts leisten musst? Wenn ein Tag ohne Plan, ohne Ergebnis, ohne gute Geschichte völlig ausreicht?
Manchmal brauchen wir einfach einen stiller Nachmittag mit einer Tasse Tee. Ja, auch wenn draußen der Sommer mit all seiner Lebendigkeit tobt. Und manchmal braucht man mehrere solcher Nachmittage – und ist niemandem dafür Rechenschaft schuldig.

 

Die ständige Erreichbarkeit

Nach einem Verlust brauchen wir oft erstmal Ruhe und Rückzug. Und doch reagieren wir auf jede Nachricht, beantworten Mails, checken Nachrichten, tippen Erklärungen in unser Handy,  selbst wenn wir innerlich leer sind.
Die ständige Erreichbarkeit gibt uns einerseits das Gefühl, gesehen oder gebraucht zu werden und andererseits fühlen wir uns oft auch dazu gezwungen.  Sie nimmt uns damit jedoch den Raum, selbst zu spüren, was wir gerade brauchen. Und das ist ein weiterer Hautpgrund für die Überforderung, die viele in der Trauer um ihr Tier spüren. 

Was wäre, wenn du dein Handy jeden Tag für ein paar Stunden auf lautlos stellst? Eine Teilnehmerin der Online Trauertreffen hatte dazu eine wunderbare Idee: „Ich suche oder gestalte mir eine schöne kleine Schachtel, in die lege ich abends ab einer gewissen Uhrzeit mein Handy.“  Ich finde, das ist eine sehr liebevolle Geste ihr selbst gegenüber – und absolut nachahmenswert. 

 

Der Vergleich mit anderen

In der Trauer vergleichen wir uns oft unbewusst. „Die andere wirkt schon viel gefasster.“
„Ich sollte auch endlich wieder…“. „Mein Mann ist so und so….“, „Meine Freundin macht das und das…“.

 

Niemand kennt deine Beziehung zu deinem Tier besser als du.

 

Niemand hat eure Sprache gesprochen, hatte genau eure Routinen oder eure besondere Beziehung, denn jede Verbindung zum geliebten Tier ist einzigartig.Deshalb darf auch deine Trauer anders aussehen.

 

Du musst dich nicht daran zu messen, wie andere mit Verlust umgehen. Du bist nicht zu empfindlich, zu sensibel oder zu langsam. Du bist einfach du, und du bist gut so, wie du bist.

 

Der Anspruch, alles „richtig“ machen zu müssen

Viele Menschen wollen in der Trauer alles „richtig“ machen: Erinnerungen bewahren, Abschiedsrituale gestalten, nichts vergessen. Ich verstehe das gut, ging es mir nach Muckis Tod oft auch so. Darum weiß ich aus Erfahrung: dieser Anspruch kann einen ungemein lähmen. Statt dich zu trösten, wird er zur nächsten Aufgabe. Was zählt, ist einzig, dass du da warst und dass da für immer so viel Liebe sein wird. Liebe braucht keine Checkliste, nur eure tiefe Herzensverbindung.

 

Die Angst, zu vergessen

Ein besonders hartnäckiger Gedanke ist: „Wenn ich mich wieder dem Leben zuwende, vergesse ich mein geliebtes Tier.“ Aber genau das Gegenteil ist wahr. Je mehr du dich selbst wieder spürst, desto leichter findest du zurück zu dem, was euch verbunden hat und für immer verbunden wird. Mir ist Mucki – auch wenn er körperlich schon fast drei Jahre nicht mehr da ist – so nah wie immer. Manchmal sogar noch ein bisschen näher. 

 

Sich auch wieder dem Leben zuwenden heißt nicht, zu vergessen.

 

Es heißt, dem Schmerz seinen Platz zu geben UND (ich liebe dieses kleine und doch so machtvolle Wort) das Leben im Hier & Jetzt zu leben. Daas geht nicht von heute auf morgen. Aber es beginnt mit kleinen Schritten, wie etwa mit der Erlaubnis, dich nicht mehr am Schmerz festhalten zu müssen. Damit ist auch wieder Raum für gefühlte Nähe, für all die schönen Erinnerung und eure bleibende Liebe. 

 

Hast du dich in einem der fünf Dinge wiedererkannt? Merkst du, dass etwas davon dir Energie zieht, statt dir Kraft zu geben? Vielleicht magst du diese Woche probieren, etwas mehr darauf zu achten und es bewusst immer wieder einmal wegzulassen.

 

Warum das Weglassen hilft

In der Trauerforschung spricht man etwas sperrig vom „Doppelprozessmodell“. Im Alltag heißt das: Wir wechseln ständig zwischen Verlust und Weiterleben. Das ist unglaublich  anstrengend – besonders, wenn der Alltag viel von dir verlangt. Hier hilft eine gewisse „Mut-zur-Lücke“-Einstellung. Ich meine damit, bewusst zu wählen,  was du behalten und tun willst und was du loslassen darfst oder für das im Moment einfach weniger Zeit und Raum in deinem Leben ist.

Trauer braucht keine ständige Beschäftigung. Sie braucht auch Momente der Stille. Und bitte denk immer daran: 

 

Du bist auch im Nichts-tun wertvoll, einfach weil du der Mensch bist, der du bist. 

 

Dieses „Weglassen“ ist also ein wichtiger Schritt, um der Überforderung in der Trauer um dein Tier entgegenzuwirken. 

 

Du bist in deiner Trauer nicht alleine 

Vielleicht hast du gerade das Gefühl, dass dir alles über den Kopf wächst. Dann darf ich dich daran erinnern: Du bist nicht alleine. Vielen Menschen trauern und leiden am Tod ihres geliebten Tieres so wie du und gerne unterstütze ich auch dich auf deinem Weg.

So findest du in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ nicht nur meine persönliche Heilungsgeschichten, sondern auch liebevolle Impulse, die dir Halt geben und die Erfahrungen anderer Trauernden. Und wenn du gerade keinen Kopf zum Lesen eines Buches hast, hilft dir vielleicht mein kleines, kostenloses Begleitheft „Erste Hilfe für deine Trauer“ – eingebunden in unterstützende Mails.

Beides begleitet dich Schritt für Schritt, ohne dich zu überfordern. Du kannst darauf zurückgreifen, wann immer dir danach ist. In den wöchentlichen Online-Trauertreffen kannst du dich mit anderen Trauernden austauschen und ich unterstütze dich persönlich.

 

Schreibimpuls: Spurensuche 

Manchmal weiß man gar nicht genau, was einen so erschöpft. Es ist nicht nur der Schmerz, nicht nur der Alltag, sondern dieses diffuse Gefühl von Zuviel. Dieser Schreibimpuls hilft dir, dem auf die Spur zu kommen.

⏰ Nimm dir dafür 15 Minuten Zeit 

🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist

😮‍💨 Atme drei Mal tief ein und aus 

📝 Greif dann zu Stift und Papier

Schreibe zuerst einen sogenannten „Serien-Sprint“. Das heißt: schreibe – möglichst schnell und ohne groß darüber nachzudenken – 20 Sätze, die beginnen mit:

„Ich bin erschöpft, weil …“

Schreib, ohne zu unterbrechen, ohne Ordnung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Schau einfach, was da aufs Papier fließen mag. 

 

Lies dir dann deine Sätze durch und spüre hin: welcher davon berührt dich besonders,  vielleicht sogar so sehr, dass dir die Tränen kommen. 

 

Greif dann nochmal zu Stift und Papier und schreib – gerne auch nur stichwortartig – auf, was damit alles in Zusammenhang steht. Je konkreter, desto besser. Benenne die Dinge, die dir hier zu schaffen machen. 

 

Und dann wähle EINE Sache aus, bei der du es dir in dieser Woche ein Stück leichter machen möchtest. Es geht nicht darum, etwas perfekt lösen, sondern vielmehr darum, ein wenig Raum für dich zu schaffen.

 

Alles Liebe 🫶

Claudia 

 

Als ausgebildeter „Deep Journaling Instructor“ beschäftige ich mich seit Jahren mit der heilsamen Kraft des Schreibens. Wenn ich in einer schwierigen Lage bin, greife ich zu Stift und Papier und bin immer wieder begeistert, was sich durch Schreiben alles lösen lässt. Im Jänner 2023 musst ich nach über 16 Jahren meinen Seelenkater Mucki gehen lassen. Da habe ich beschlossen, aus meiner persönlichen Erfahrung des Trauerns und der heilsamen Kraft des Schreibens ein Programm zu entwickeln. Damit möchte ich Menschen in dieser Ausnahmesituation helfen, ihre Trauerreise so einzigartig und persönlich zu gestalten, wie das Leben mit ihrem Seelentier war.

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