Als Mucki starb, war zu Beginn nichts als Schmerz. Den Moment, als mein Herz mit Muckis letztem Atemzug kurz stillzustehen schien, werde ich nie vergessen. Auch nicht den Schrei, in dem mein Schmerz sich Raum verschaffte. Es folgten Schuldgefühle, Vermissen, Sehnsucht und nach und nach auch Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre und ein Gefühl von neuer Verbundenheit. Doch mit der Zeit gesellte sich ein ganz besonderes Gefühl dazu, das nicht mehr nur mit Muckis Tod zu tun hatte. Vielleicht kennst du das auch, dass in der Trauer um dein Tier sich auch dein ganzes Leben neu zu sortieren beginnt. Oft bricht dabei so manches auf: alte Muster, verdrängte Gefühle, Dinge, die du früher einfach „ausgehalten“ hast und jetzt nicht mehr kannst oder nicht mehr willst. Und das ist gut so. Wie ich das meine, habe ich heute für dich aufgeschrieben. Vielleicht erkennst du dich ja in manchen Dingen wieder.
Wenn du in der Trauer um dein Tier plötzlich spürst, was du früher übergangen hast
In der akuten Trauer ist der Körper oft lauter als der Kopf. Du schläfst schlechter, bist gereizter oder verspürst in bestimmten Situationen einen inneren Druck. Manche Gespräche, die du früher ohne nachzudenken geführt hast, machen dich plötzlich müde. Und manchmal reicht ein einziger Blick, ein Satz und du merkst, dass sich Widerstand in dir regt.
In der Trauer wird vieles fühlbar, was du lange ignoriert hast. Doch jetzt, wo nichts mehr ist, wie es war, fällt es dir auf. Vielleicht weil du keine Kraft mehr hast, um dich zu verbiegen, gute Miene zu machen oder dich zu erklären. Oder für das „Ja“, wenn du eigentlich „Nein meinst.
Das ist anstrengend und fühlt sich vielleicht fremd an für dich. Aber oft ist es ein Zeichen von „innerem Aufwachen“, dafür, dass für manche Dinge oder auch Menschen kein Platz mehr ist in deinem Leben.
Klarer zu sehen, fühlt sich nicht immer nach „stärker werden“ an
Meist ist es so, dass sich der Weg der Erkenntnis in der ersten Zeit nicht wie Wachstum, wie ein Gewinn anfühlt, sondern wie ein Verlust. Du ziehst dich (oft instinktiv) aus Beziehungen zurück, in denen du dich klein machen musst und hörst auf, das Verhalten anderer zu rechtfertigen. Du nimmst deinen Körper ernst, wenn er protestiert, auch wenn du noch nicht weißt, was er dir eigentlich damit sagen will. Und unser Körper will uns mit Symptomen meist etwas sagen. Vielleicht kennst du es auch, dass deine Verdauung streikt, wenn du viel Stress hast oder es dir in bestimmten Situationen den Hals zuschnürt – dann ist es oft Angst und Überforderung.
Doch das ist keine Schwäche, sondern eine Form von beginnender Klarheit – wenn du bereit bist, hinzusehen, wenn du dem Aufmerksamkeit schenkst, was dein Körper dir in bestimmten Situationen sagen will. Er reagiert oft bevor unser Verstand es tut. Er lässt uns spüren, dass diese Situation nicht gut für uns ist.
Die Trauer um dein geliebtes Tier ist oft auch eine Zeit tiefgreifender Veränderungen
Wenn dein Liebling diese Erde verlassen hat, verspürst wahrscheinlich oft ein Gefühl von Leere. Diese Leere tut weh und zugleich ist sie eine Chance, ein Raum, in dem etwas Neues entstehen kann.
Wenn du aufhörst, nur zu funktionieren. Wenn du merkst, dass du bei etwas nicht mehr „mitspielen“ willst. Oder wenn du Menschen, Situationen oder Jobs verlässt, von denen du dich innerlich schon längst verabschiedet hast, kann in diesem Raum wieder etwas Schönes wachsen, das viel besser zu dir passt.
Trauer macht alte Wunden sichtbar und damit auch heilbar.
Viele berichten davon, dass sie nach dem Verlust ihres Tieres nicht nur verletzlicher sind, sondern auch ehrlicher und dass sie besser merken, was sie brauchen und was ihnen wichtig ist. Und, dass sie sich nach echter Verbundenheit sehnen. Nach Menschen, bei denen sie sich nicht verstellen müssen und nach Beziehungen – freundschaftlich wie partnerschaftlich – die nicht auslaugen, sondern nähren. Du hast es wahrscheinlich schon erkannt: sie suchen das, was ihnen ihr Tier über all die Jahre so selbstverständlich geschenkt hat. Das ist nicht eigenartig oder gar egoistisch, es ist Selbstliebe und Selbstfürsorge.
Vielleicht hast auch du in der Trauer begonnen, dich selbst neu kennenzulernen. Oder du erinnerst dich jetzt wieder daran, wer du wirklich bist, was deine Werte, Wünsche und Sehnsüchte. Vielleicht spürst du, dass echte Nähe nur dort entsteht, wo du dich nicht mehr erklären oder dein wahres Ich verleugnen musst.
Oft es ist es der Verlust eines geliebten Wesens, der einen wieder zu sich selbst führt.
Wenn sich das Leben wieder leicht anfühlt
Und dann, ganz langsam, kommt der Moment, in dem du merkst: Du atmes freier. Dein Leben beginnt, sich weiter, größer, lebendiger anzufühlen. Die Welt bekommt seine Farbe zurück – oder ganz neue Farben. Und plötzlich spürst du, was sich wirklich gut anfühlt, nicht nur in deinem Kopf, sondern in deinem ganzen Körper.
Du bekommst wieder Lust auf neue Begegnungen, neue Orte, neue Gedanken und Ideen. Deine Beziehungen fühlen sich leichter an, weil du inzwischen wOteißt, was und wer wirklich zu dir passt. Du beginnst, deinen eigenen Queens Table zu decken für Menschen, die dich um deiner Selbst Willen lieben und nicht nur, wenn du irgendwelche Erwartungen erfüllst.
Es ist eines der größten Geschenke, das uns unsere Tiere hinterlassen: Dass wir anfangen, klarer zu sehen. Dass wir in unserem Leben nicht mehr darüber hinweggehen, was weh tut weil ihre Liebe nicht länger das letzte Pflaster auf (alten) Wunden ist. Mit ihrem Tod fordern sie uns auf: „Schau hin. Hör auf dein Herz. Hör auf deinen Körper. Ich will, dass du glücklich bist.“
Schreibimpuls „Wenn ich auf mein Herz und meinen Körper höre …
⏰ Nimm dir 15 Minuten Zeit.
🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
✍️ Und dann schreib, ganz intuitiv, den folgenden Satz weiter:
„Wenn ich auf mein Herz und meinen Körper höre … “
Lass die Worte einfach aufs Papier fließen. Es spielt keine Rolle ob es grammatikalisch richtig ist oder die Rechtschreibung korrekt ist. Wichtig ist nur, dass du den Stift nicht absetzt und immer weiterschreibst.
Wenn du das Gefühl hast, für den Moment fertig zu sein, ließ dir alles noch einmal durch und unterstreiche, was dein Herz besonders berührt oder einen aufschlussreichen „Aha“-Gedanken!
Auch in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ geht es nicht nur um Abschied, sondern auch um das, was sich in deinem Leben verändern darf und welche Rolle dabei die tiefe Herzensverbindung zu deinem geliebten Tier spielt. Und in der „Pfotentrauerreise“, meinem 8-wöchigen Online-Trauerprogramm, begleite ich dich Schritt für Schritt auf deinem ganz persönlichen Weg durch die Trauer um dein geliebtes Tier hinein in dein neues Lebe- mit deinem Liebling im Herzen.
Alles Liebe 🫶
Claudia
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