Es gibt Tage, da scheint die Sonne, aber in dir ist alles grau. Gerade dann, wenn draußen das Leben lauter wird, wenn Cafés voll sind und Urlaubspläne die Gespräche bestimmen, fühlt es sich in dir oft noch leerer an. Vielleicht spürst du es genau jetzt: Dieser Sommer erinnert dich in der Trauer um dein Tier besonders daran, was fehlt.
Ja? Dann bist du damit nicht alleine. Der Sommer ist für viele eine Zeit der Leichtigkeit. Für Trauernde ist er oft das Gegenteil. Denn die Welt nimmt ihren Lauf, während dich die Trauer lähmt. Das kann einsam machen und wirft oft die Frage auf: Bin ich falsch, weil ich gerade nicht mitlachen kann? Sollte ich es den anderen zuliebe tun? Nein. Du bist nicht falsch, du bist in Trauer und das verdient Mitgefühl, auch dein eigenes.
Wenn du hier schon länger mitliest, weißt du vielleicht schon, dass ich das kleine Wörtchen „UND“ liebe, denn das Leben ist nicht ein entweder – oder, es ist ein sowohl – als auch, ein: UND.
Und so werfen wir heute einen Blick auf deine Trauer, an der gar nichts falsch ist UND ich habe ein paar Tipps für dich, wie auch dir dieser Sommer ein paar schöne Momente mit deinem Seelentier im Herzen schenken kann.
Warum der Sommer schwer ist, wenn du trauerst
Sommer bedeutet für viele Menschen: Rausgehen, feiern, genießen und für eine Zeit den Alltag hinter sich lassen. Für dich kann es bedeuten: Erinnerungen, die auf einmal ganz nah sind. Bilder von Spaziergängen mit deinem Tier. Urlaube, die ihr gemeinsam erlebt habt. Rituale, die jetzt fehlen. Und das Licht – so schön es ist – legt oft auch offen, was schmerzt. Es verstärkt die Kontraste zwischen der hellen äußeren Welt und deiner inneren, die eher einem regnerischen Novembertag gleicht.
Wenn alles um dich herum in Bewegung ist, spürst du umso stärker, wie still es in deinem Leben ohne dein geliebtes Tier geworden ist.
Vielleicht fragst du dich, warum das so intensiv ist. Ein Grund: Unser Gehirn speichert Erinnerungen nicht isoliert, sondern in Zusammenhängen. Gerüche, Lichtstimmungen, Geräusche, all das kann wie ein innerer Auslöser wirken. Ein bestimmter Sommertag kann plötzlich eine Türe in die Vergangenheit öffnen – mitten hinein in das, was du verloren hast.
Und genau diese Funktionweise unseres Gehirns können wir uns zu unseren Gunsten zunutze machen. Und auch wenn ich es wohl schon hundert Mal geschrieben habe, ist mir an dieser Stelle wichtig zu betonen: es geht NICHT darum, dir etwas schönzureden, den Schmerz wegzudenken oder alles in spirituelles einhornrosa zu tauchen. Diese toxische Positivität hilft nicht nur nicht, sie kann sogar gefährlich sein, denn sie verleitet dich dazu, das Schmerzhafte wegzudrücken, statt es liebevoll zu heilen.
Was mir auch in meinem Buch „Weil jede Trauer Liebe ist“ immer wieder wichtig ist, dir zu sagen: die Mischung macht´s. Schenke deinem Schmerz Aufmerksamkeit UND dir selbst auch immer wieder kleine, bewusste Trauerpausen mit zarten, liebevollen „Urlaubsmomenten“.
Was dir durch den Sommer in der Trauer um dein geliebtes Tier helfen kann
Ein täglicher Lichtmoment für dich
Wähle jeden Tag bewusst einen Moment aus, der dir guttut – so klein er auch ist. Vielleicht der erste bewusste Schluck von kaltem Wasser am Morgen oder eine kühle Dusche am Abend. Oder lausche im Schatten eines Baum des Rascheln der Blätter im Sommerwind. Vielleicht magst du dich in deiner Mittagspause mit einer Tasse Kaffee und einem schönen Sommergeschichte im Ohr an einen besonderen Ort setzen. Oder oder oder … Wähle, was immer dich kurz durchatmen lässt und dir einen lichtvollen Moment schenkt. Halte innerlich kurz inne und sage dir: Dieser Moment ist für mich und meinen Liebling. Damit schenkst du deinem Gehirn eine neue Spur der Wahrnehmung und dir selbst achtsame, liebevolle Zuwendung.
Verbindung knüpfen mit Berührungen
Berühre bewusst etwas, das dich an dein geliebtes Tier erinnert. Das kann ein Foto, ein Fellbüschel, der Pfotenabdruck, die Leine, eine Spielmaus oder dergleichen sein. Schließe die Augen, lege deine Hand darauf, spüre die Verbindung und sag innerlich (oder gerne auch laut): Du bist da. Ich halte dich in meinem Herzen. Körperliche Anker wie diese helfen, emotionale Sicherheit wieder zu aktivieren, auch an schwierigen Tagen.
Bewege dich in deinem Rhythmus
Es muss kein Workout sein, kann es aber, wenn es genau das ist, was du gerade brauchst. Doch bereits ein zehnminütiger Spaziergang, ein paar Minuten barfuß im Gras oder eine Dehnung auf dem Wohnzimmerboden helfen deinem Nervensystem, sich neu zu regulieren.
Bewegung ist gelebte Lebendigkeit. Und sie kann deine innere Starre lösen, ohne dass du dich überforderst.
Lass deinen Blick wandern
Setz dich für ein paar Minuten ans Fenster oder nach draußen. Nimm mit den Augen wahr, was sich wie schnell oder langsam, rhythmisch oder spontan bewegt: Blätter, Wolken, Lichtreflexe. Halte dabei deinen Kopf möglichst ruhig und bewege nur deine Augen. Dein Gehirn reagiert beruhigend auf Augenbewegungen in alle Richtungen. Das unterstützt die emotionale Verarbeitung. Du brauchst dafür keine ausgeklügelte Technik oder ein Hilfsmittel, nur dein Staunen. So wie dein Tier über alles mögliche staunen konnte.
Sprich laut mit deinem Tier
Vielleicht machst du das intuitiv ohnehin schon und das ist gut! Wichtig ist, nicht im Kopf mit deinem Tier zu sprechen, sondern es wirklich laut zu sagen. Das kann ein einzelner Satz sein oder mehrere. Erzähl deinem Tier, wie es dir geht oder noch hilfreicher: was du Schönes erlebt hast, lass es an diesem Moment teilhaben. Das aktiviert andere Hirnareale als das reine Nachdenken und schafft eine fühlbare Verbindung, die dich stärken kann.
Finde dein kleines Tagesritual in diesem Sommer der Trauer um dein geliebtes Tier
Dieser Sommer ist anders als die davor mit deinem Liebling. Soviel ist klar. Es schmerzt daher oft, wenn man versucht, Dinge alleine zu tun, die man sonst immer zu Zweit oder Dritt gemacht hat. Was könntest du diesen Sommer als tägliches Ritual machen, das dir trotz deiner Trauer einen schönen, besonderen Augenblick schenkt? Vielleicht liest du jeden Tag eine kurze, schöne Sommergeschichte oder du kostest jeden Tag eine andere Eissorte in den Eisdielen deiner Stadt. Oder du besorgst dir ein groooooßes Blatt Papier, malst jeden Tag eine kleine Sonne darauf und rahmst dieses Bild am Ende des Sommers. Oder, oder, oder …
Auch hier gilt: finde, was zu dir passt!
Unser Gehirn liebt Wiederholungen, die ihm Sicherheit schenken und Rituale geben dem Tag einen Rahmen. Sie sind wie kleine Inseln im Meer der Trauer, die du ansteuern kannst.
Erschaffe einen inneren Ort nur für dein Seelentier und dich
Wie eingangs geschrieben, ist es oft die große Diskrepanz zwischen dem Innen und Außen, die im Sommer die Tauer um eine geliebtes Tier oft noch schwerer macht. Das Außen ist voller Licht, Wärme, Sommer, Spaß und Leben. Das Innen steht oft still an einem dunklen, abweisenden Ort. Und du ahnst es wahrscheinlich: im letzten Tipp geht es ums Schreiben und zwar darum, dir einen „Dritten Ort“ zu erschaffen. Einen inneren Ort, an den du dich zurückziehen kannst. Einen Raum, der nur dir und deinem Tier gehört.
Schreibimpuls: „Ein Ort nur für uns“
⏰ Nimm dir etwa 15 Minuten Zeit
🛋️ Mach es dir gemütlich und schau, dass du ungestört bist. Vielleicht magst du dieses Mal auch lieber in der freien Natur 🌳 schreiben
📝 Leg dir Stift und Papier bereit
😮💨 Atme drei Mal tief ein und aus
😌 Schließe dann für einen Moment die Augen und stell dir einen Ort vor, an dem du dich sicher fühlst. Er kann real sein oder aus deiner Fantasie. Ein Garten, ein Waldstück, ein Balkon in der Abendsonne. Stell dir dann vor, dass auch dein Tier dort ist. Male dir die Szenerie vor deinem inneren Auge möglichst detailgenau aus.
✍️ Öffne dann langsam die Augen und beschreibe den Ort in ein paar Zeilen:
Wie sieht dieser Ort aus?
Wie riecht es dort?
Was hört ihr?
Worauf sitzt ihr?
Oder seid ihr unterwegs?
Was macht ihr?
Gib dann diesem Ort einen Namen, sei erfinderisch und kreativ und schreibe diesen Namen auf einen kleinen Zettel. Wenn du magst, gestalte ihn. Finde dann noch ein Symbol für diesen Ort: einen Stein, eine Blume, ein Stück Holz – was auch immer – und binde den Zettel mit dem Namen darum.
Und immer wenn dir danach ist, nimm diesen Gegenstand zur Hand, lies dir den Namen des Ortes laut vor, schließe die Augen und reise an diesen Ort. Du darfst ihn immer wieder besuchen. Er gehört euch und er bleibt, genau so wie eure Verbindung.
Alles Liebe 🫶
Claudia
PS.: Warum Schreiben in der Trauer so heilsam ist, kannst du in den verschiedensten Blogartikeln nachlesen, wie zum Beispiel in „Deep Journaling: Die Macht des Schreibens“
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